Zwei, die zusammengehören: Lebensernst und Lebensfreude
„Selbst seine Freunde verlachten ihn“, das berichtete Frau Dr. Hella Gerber über den ungarnstämmigen Arzt Ignaz Semmelweis bei einem Fairen Frühstück am 19. November 2022. Der Pionier in Sachen „Hygiene“ hatte es nicht einfach, denn Händewaschen und Desinfektion zur Vermeidung von Krankheitsübertragungen wurde, so erfuhren die rund 25 Gäste im Kolpinghaus, früher bestraft. Heute ist es genau umgekehrt, weiß die Referentin des Impulsvortrags Dr. Hella Gerber gut. Sie ist selber Ärztin und stammt, wie der Pionier Semmelweis aus einem Gebiet, welches früher zum Königreich Ungarn und Kaisertum Österreich gehörte.
Trotz aller Widerstände und Mobbing, wie man es heute bezeichnen würde, ließ sich Semmelweis nicht beirren. Aufgrund seiner ungarischen Wurzeln und der unbestrittenen ungarischen Lebensfreude veröffentliche er seine Erkenntnisse, die sehr spät anerkannt wurden und heute Standard sind. Die Augsburger Kreisvorsitzende der Banater Schwaben und Augsburger Stadträtin führte aus, dass Lebensfreude für Alle wesentlich ist und zur Gesundheit beiträgt. Sie empfahl beispielsweise Tanzen, dem Nachgehen sozialer Aktivitäten und Bewegung. Eigene Erfahrungen, welche Gründe die ungarische Lebensfreude noch habe, brachten die Teilnehmenden mit ein. Diese Erkenntnisse freuten die beiden Gäste des ungarischen Kolping-Nationalvorstandes, welche für den zweiten Teil des ungarischen Thementages angereist waren. Auch Kolping habe, so führte der Moderator des Gesprächs, Erwin Fath aus, in seinem Logo die „Lebensfreude“ vertreten. Schwarz steht für den Lebensernst und Orange für die Lebensfreude. Beides gehöre zusammen, nicht nur bei Kolping, berichtet der Beauftragte Fath für ungarische Partnerschaften im Kolpingwerk Augsburg.
Ernst und doch mit viel Freude ging es am Nachmittag weiter. Es bestand für Kolpingsfamilien die Möglichkeit, sich über eine eventuelle Partnerschaft zu einer ungarischen Kolpingsfamilie zu informieren. Seit vielen Jahren pflegen Kolpingsfamilien aus Ungarn Partnerschaften mit Kolpingsfamilien aus dem Diözesanverband Augsburg. Von drei ungarischen Kolpingsfamilien liegt der Wunsch nach einer Partnerschaft vor. Prof. Nelu Bradean-Ebinger und Mátyás Michelberger, beide Mitglieder im ungarischen Nationalvorstand, stellten die entsprechenden Kolpingsfamilien mit ihren Tätigkeiten, Größe, Mitgliederstruktur und Motivation vor. Von Augsburger Seite berichteten drei Personen ihre Erfahrungen und Bereicherungen der teils jahrzehntelangen Partnerschaft. Dies waren wertvolle Informationen für die teilnehmenden Kolpingsfamilien, welche sich grundsätzlich eine Partnerschaft vorstellen können. Erwin Fath, welcher das Gespräch moderierte, ermunterte, bezüglich einer neuen Partnerschaft im Gespräch zu bleiben und sicherte die Unterstützung des Diözesanverbandes zu.
Der ungarische Thementag mit zwei Veranstaltungen war ein gelungenes Experiment, so resümierten die Teilnehmenden und ebenso die Verantwortlichen auf Augsburger und ungarischer Seite.
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs entstanden viele Partnerschaften zwischen Augsburger und ungarischen Kolpingsfamilien. Aus einer anfänglichen Patenschaft wuchs eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Der Diözesanverband pflegt den Austausch mit dem ungarischen Kolpingwerk. Diese Freundschaft ist auch der Anlass, jedes Jahr bei einem Fairen Frühstück ein Thema aufzugreifen, welches mit Kirche, Gesellschaft oder Politik in Ungarn befasst ist.