Ver.rückte Wege
Das Wetter meinte es dann doch noch gut mit dem Frauentag am 14. Oktober 2023. Zu „Ver.rückten Wegen“ hatte die Kommission Frauen nach Augsburg eingeladen und entgegen der Wetterprognose tags zuvor konnten die verschiedenen Touren durch die Stadt im Trockenen stattfinden.
Der Tag begann mit einem Morgenimpuls in der Innenstadtkirche St. Moritz. Gemeinsamer Gesang und ein Gebet stimmten auf den Frauentag ein. „Kolpingfrauen führen durch ihre Stadt“ hieß es im Anschluss. Aufgeteilt auf verschiedene Touren entdeckten die Teilnehmerinnen Spuren von Handwerker*innen in Augsburgs Altstadt, besuchten kleine Läden, verkosteten die ein oder andere Kleinigkeit und bekamen den Blick auf besondere Ecken und Sehenswürdigkeiten gelenkt.
Das Ziel aller Touren war das gleiche: Das Kolpinghaus in der Frauentorstraße. Nach dem stärkenden Mittagessen in Kolpings Restaurant tauchten die Anwesenden in ver.rückte Lebenswege ein. Vier Gäste auf dem Podium berichteten in Live-Interwies aus ihren Lebenswegen und -entscheidungen.
So erzählte Sr. Gudrun Reichart, dass sich für sie ab dem 14. Lebensjahr immer wieder die Frage gestellt habe, was Gott von ihr wolle. „Jedes Jahr an Silvester hab‘ ich immer gesagt: ´Gott, Du kannst alles mit mir machen, aber ins Kloster gehe ich nicht´.“ So wollte sie zuerst Bäuerin, dann Architektin werden – und entschloss sich letzten Endes doch, Ordensfrau zu sein.
Im Gegensatz zu Sr. Gudrun, die nach eigener Aussage nie weg von zu Hause wollte, fühlte Anne-Kathrin Ostrzolek-Ertl immer, dass sie weg wollte von daheim, immer schon ins Ausland. Von Augsburg aus führte sie ihr Weg so unter anderem nach New York und Wien. Sie übernahm zwischenzeitlich als Geschäftsführerin das Familienunternehmen, gab diesen Posten der Liebe wegen aber wieder auf. „Ich musste auch oftmals gehen, um die Heimat schätzen zu lernen“, resümierte sie.
Birte Schäfer kommentierte ihren eigenen, mit vielen unterschiedlichsten Berufen und Stationen gespickten Lebensweg: „Du musst das Leben dann leben, wenn´s passiert.“ Sie meinte damit, alles dann anzunehmen, wenn es auf einen zukommt. Und dieses Motto passt wirklich: Hotelfachfrau, Fremdsprachenkorrespondentin, Rezeptionisten, Küchenleitung, Meistertitel, Fachlehrerin, landwirtschaftlicher Betrieb im Nebenerwerb, im Vorstand vom Bayerischen Bauernverband, Theologie im Fernstudium… Birte Schäfer ergriff viele Gelegenheiten beim Schopf und traute sich zu, immer wieder etwas neu anzufangen.
Für Ramona Meinzer war früh klar: „Ich will einmal Chefin sein!“. Und das hat die Geschäftsführerin eines Elektro-Maschinen-Unternehmens offensichtlich geschafft. „Bildung ist der Schlüssel“, erzählte Ramona Meinzer den Anwesenden, so erlebte sie es selbst. Als Vierjährige kam sie mit ihren Eltern aus Rumänien nach Deutschland, über Gymnasium und Studium konnte sie sich ihren Traum vom Chefin-sein erfüllen. Heute kämpft sie dafür, dass Frauen in Führungspositionen kommen und flexible Teilzeitregelungen eine Vereinbarkeit mit der Familie ermöglichen.
Es war ein so großartiges Podium, dass wir auch selber alle im Anschluss noch begeistert waren, so Angelika Hartwig, Leiterin der Kommission Frauen.
Ein schöner und inspirierender Abschluss des Tages war der Gottesdienst zum Thema „Labyrinthe – verschlungene Lebenswege“, den Diözesanpräses Wolfgang Kretschmer mit den Teilnehmerinnen in der gut gefüllten Kolping-Hauskapelle feierte.