Marke Kolping gestärkt
In einem Abstimmungsmarathon haben die rund 240 stimmberechtigten Mitglieder der Bundesversammlung des Kolpingwerkes Deutschland vom 4. bis 6. November 2022 in Köln über die ca. 80 Änderungsantrag zum Leitantrag „Leitbild von Kolping in Deutschland“ diskutiert und abgestimmt. Die delegierten Personen aus den 27 deutschen Diözesanverbänden und aus den Landes- bzw. Regionalverbänden haben mit 224 von 237 Stimmen für das Profil der großen Gemeinschaft und für die Marke Kolping gestimmt.
„Unser Leitbild trägt zu einer gemeinsamen Identität aller bei, die unter dem Namen Kolping die Gesellschaft und die Kirche mitgestalten. Es soll die Zukunftsfähigkeit des Verbandes genauso betonen wie die Bereitschaft zum Dialog ihrer Mitglieder in einer Zeit, die für viele Menschen von Verunsicherung und Zukunftssorgen geprägt ist“, heißt es im Text zur Begründung des Antrags.
Das Leitbild nimmt Phänomene einer sich wandelnden Gesellschaft, wie zum Beispiel Globalisierung, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Diversität und die demografische Entwicklung, auf und beschreibt deren Grenzen und Chancen für die weltweite Gesellschaft und den Verband.
Wesentliche verbandliche Grundlagen wurden bei der Beschlussfassung beibehalten, weil sie die theoretische und praktische Basis der Kolping-Arbeit beschreiben. Kolping erkennt sich weiter als Weg-, Glaubens-, Bildungs- und Aktionsgemeinschaft, die im Wirken Adolph Kolpings grundgelegt ist, und sieht die katholische Soziallehre als die Richtschnur aller verbandlichen Praxis.
Das neue Leitbild ist Ergebnis eines langen Beratungsprozesses, der bei der Bundesversammlung 2016 in Köln und dem Start des Zukunftsprozess „Kolping Upgrade – Unser Weg in die Zukunft“ begonnen hat. Mitglieder aller verbandlichen Gliederungen ebenso wie die Mitarbeitenden in den Einrichtungen und Unternehmen wurden seither in verschiedenen Veranstaltungsformaten beteiligt, dass bestehende Leitbild, dass die Bundesversammlung 2000 in Dresden beschlossen hatte, weiterzuentwickeln.
Zusammen sind wir Kolping
Unmittelbar im Anschluss an den Beschluss startete das Kolpingwerk die Kommunikationskampagne „Zusammen sind wir Kolping“, mit der der Verband die Inhalte des erweiterten Leitbildes seinen Mitgliedern und auch Menschen außerhalb des Verbandes nahebringen will. Entwickelt wurde die Kampagne von der Strategieberatung „Squirel & Nuts“, deren Geschäftsführer Eric Flügge sich in den vergangenen Jahren als Politikberater, Autor und Kirchenkritiker einen Namen gemacht hat.
Frau und Bischof gemeinsam
Bei der Messfeier am Samstagabend in der Kölner Minoritenkirche predigten die Geistliche Leiterin des Kolpingwerkes Deutschland Rosalia Walter und der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode gemeinsam. Gedanken zur gemeinsamen Würde der Getauften, zum Wirken und Engagement von Kolping in der Kirche und zum Bleiben bzw. Weitergehen trotz der Enttäuschungen waren Themen des Dialogs. „Adolph Kolping hat nicht in erster Linie Forderungen gestellt, sondern gehandelt“, betont Rosalia Walter, die Mitglied und ehemalige Vorsitzende der Kolpingsfamilie Buchloe ist. Für sein Engagement habe Kolping nicht nur Lob und Anerkennung, sondern auch heftige Widerstände geerntet, betont Walter.
„Bleiben in Christus, bleiben in ihm, bedeutet nie bleiben im Alten, sondern bleiben in der Lebendigkeit des Weinstocks. Und nur in solcher Kirche, die bliebt bei ihren Ursprüngen, in Christus und dem Dreifaltigen Gott, werden Menschen bleiben können. Nur in einer solchen Kirche werden Menschen bleiben können, statt weg zu gehen“, sagt der Osnabrücker Bischof, der auch seit vielen Jahrzehnten Kolpingmitglied ist.
Bode fährt fort: „Wo Kirche in neuen Formen und vielen Orten Leben wird, an den Kondensationspunkten des verdunstenden Glaubens…, an Orten, die neu sind und anders sind, da sollen die Verbände zur Stelle sein und verbindende Netzwerke schaffen, besonders für Suchende und Zweifelnde, aber eben auch in Politik und Gesellschaft und nach Draußen und sich nicht immer um die Probleme der Kirche, die groß genug sind, immer wieder sich zu drehen. Dann finden Menschen wieder mehr Gründe zum Bleiben als zum Gehen.“
Musikalisch wurde die Messfeier vom Kolping-Chor aus Oberstdorf unter der Leitung von Daniela Kirschner gestaltet.
Am Ende des Gottesdienstes verlieh die Kolpingjugend dem ehemaligen Bundessekretär Ulrich Vollmer das Ehrenzeichen der Kolpingjugend Deutschland.
Berührt und berührend
Am Beginn der Bundesversammlung wendete sich der Geschäftsführer des Kolpingwerkes in der Ukraine, Vasyl Savka, in einem Grußwort an die Mitglieder aus den verschiedenen Kolping-Diözesanverbänden. „Tätige Liebe heilt alle Wunden“, habe Adolph Kolping gesagt, so Savka. Die Ukraine habe das in ihrer schwierigen Situation erlebt. Savka dankte für die Unterstützung und für Hilfslieferungen herzlich. Mit dem Hinweis auf ein Bild, dass ein Kolpingmitglied aus dem Diözesanverband Augsburg zusammen mit Puppen für ukrainische Kinder ihm geschickt hatte, brachte Savka sein persönliches Berührtsein zum Ausdruck. Die Versammlung erwidert die Worte von Vasyl Savka mit Standing Ovation und zeigte seine Solidarität mit den Menschen in der Ukraine.
Auch Generalpräses Msgr. Christoph Huber dankt in seinem Grußwort für den Zusammenhalt nach der Zeitenwende, die mit dem Angriff auf die Ukraine ab dem ersten Tag eingetreten ist. Er überbrachte die Grüße der Kolpingeschwister aus aller Welt. In Osttimor gibt es den jüngsten Kolping-Nationalverband. Huber überreicht Ursula Groden-Kranich, der Bundesvorsitzenden des Kolpingwerkes Deutschland, einen Schal, der die beiden weiblichen Vorsitzenden des jüngsten und des ältesten Nationalverbandes verbinden soll.
Geschlechtervielfalt in der Sprache sichtbar machen
Auf Antrag der Bundeskonferenz der Kolpingjugend Deutschland hat sich die Bundesversammlung mit rund 73 Prozent der Mitglieder für die Einführung des Gendersterns in der Schriftsprache, alternativ eine geschlechtsneutrale Form, für das Kolpingwerk Deutschland entschieden. Vorausgegangen war eine engagierte Diskussion in der Bundesversammlung, bei der sich viele Delegierte für eine Sichtbarkeit der Geschlechtervielfalt jenseits eines binären Geschlechtermodels ausgesprochen haben.
Digitale Abstimmungen und Kontrolle des Bundesvorstandes
Die Kolpingmitglieder aus den verschiedenen Diözesanverbänden freuten sich, nach der Corona-Pandemie endlich wieder in Präsenz zu tagen. Dennoch wurde deutlich, dass die vergangenen Jahre nicht nur negative Spuren hinterlassen haben. So änderte die Bundesversammlung zu Beginn der Sitzung die Satzung, die Geschäftsordnung und die Schiedsgerichtsordnung, um auch künftig digitale Möglichkeiten der Sitzungen und Abstimmungen wahrzunehmen. Auch das Organisationsstatut des Kolpingwerkes Deutschland wurde aktualisiert. Als Kontrollgremium nahm die Bundesversammlung den Bericht des Bundesvorstandes an, diskutierte ihn und entlastete ihn. In der eingeschobenen Sitzung des Bundeshauptausschusses wurde eine Satzungskommission eingesetzt. Bis zur nächsten Bundesversammlung 2025 sollen die Mitglieder die Konsequenzen aus dem neuen Leitbild in die Satzung übersetzen. Auch die Anträge zu einer Gemeinschaftsveranstaltung 2025, für die Intensivierung der Gründung von Kolpingsfamilien und Kolping-Gemeinschaften und die Übersetzung des neuen Leitbildes in einfache Sprache wurden von der Versammlung angenommen.
Augsburg stark vertreten
Von den durch die Diözesanversammlung gewählten Personen aus der Diözese Augsburg waren dabei: Thomas Ermisch, Johann Michael Geisenfelder, Katharina Heckl, Daniel Hitzelberger, Jakob Kehrle, Sabine Kerkenbusch, Wolfgang Kretschmer, Franz Nusser, Michael Säckl und Daniela Zitt.
Weitere (aktuelle bzw. ehemalige) Kolpingmitglieder aus der Diözese Augsburg, die in unterschiedlichen Funktionen an der Bundesversammlung teilgenommen haben: Herbert Barthelmes (Vorsitzender Aufsichtsrat Gemeinschaftsstiftung Kolpingwerk Deutschland), Erwin Fath (Landesvorsitzender Bayern), Walter Fehle (Bundesvorstand), Anna-Maria Högg (Moderation), Anna-Sophia Hornig (Antragskommission), Ewald Kommer (Geschäftsführer Kolpingwerk Eichstätt), Bernhard Mittermaier (Moderation), Rosalia Walter (Bundespräsidium) und Dr. Martin Weber (Bundesvorstand).