Lieber sterben als zurück nach Italien
Ein Flüchtling, der nach Italien zurückgebracht werden sollte, ist den Beamten bei 100 km/h Geschwindigkeit aus dem fahrenden Auto gesprungen. Diese aktuelle Begebenheit erzählt Lukas Gerbig den über 150 Delegierten aus den Kolpingsfamilien in der Diözese Augsburg bei der Diözesanversammlung des Kolpingwerkes am 17. Mai 2017 in Augsburg. Den Hintergrund für diese lebensgefährliche Aktion erläutert Gerbig bei seinem Vortrag. Nach der Dublin-Verordnung seien die Staaten, in denen die Flüchtlinge erstmals europäischen Boden betreten, für die Abwicklung des Asylverfahrens zuständig. Die Situation in manchen Ländern sei für die Asylsuchenden so schlecht, dass einige lieber sterben wollen, als zurück in die europäischen Einreiseländer verbracht zu werden. So leben die Flüchtlinge in Italien zum Beispiel meist auf der Straße ohne jegliche soziale Sicherung.
Begegnung auf Augenhöhe
Nur Flüchtlinge, die es schaffen, vier Monate in dem europäischen Land, in das sie nach der Flucht weitergereist sind, zu bleiben, können auf ein Asylverfahren in diesem Land hoffen. Gerbig sieht diese Tatsache als einen Grund für den Anstieg der Kirchenasyle in Deutschland. 2013 hätten rund 80 evangelische und katholische Kirchengemeinden Flüchtlingen mit viel persönlichem und ehrenamtlichem Engagement Asyl gewährt. Bis zum Mai 2014 sind bereits mehr Kirchenasyle registriert als im gesamten Vorjahr. Dass aber die Situation der Flüchtlinge in Deutschland auch nicht optimal ist, berichtete Gerbig, der sich seit Jahren ehrenamtlich für diese Menschen engagiert. Marode Bausubstanz und Überfüllung seien Kennzeichen der zentralen Unterkünfte. Deren Lage in Industriegebieten oder in Stadtrandgebieten verstärkten die Vorurteile der Bevölkerung. Residenzpflicht und Beschäftigungsverbot würden noch den Rest zur schwierigen Lage der Flüchtlinge beitragen. Dass das bürgerschaftliche Engagement für die Flüchtlinge vor Ort sehr wichtig ist, bestätigt auch eine Zuhörerin aus dem Publikum. „Niemand fühlt sich zuständig“, sagt Paulina Hesse-Hoffmann von ihren Erfahrungen in der Betreuung der Bewohner einer Flüchtlingsunterkunft in Buchloe. Für Gerbig ist die Begegnung auf Augenhöhe eine wichtige Voraussetzung für diese Arbeit. Aus seinen Äußerungen kann man die Hochachtung vor dem, was diese Menschen in ihrem Leben bereits erlitten und durchgestanden haben, heraushören. Die Betroffenheit für die Situation von Menschen, die sich aus verschiedenen Gründen zum Verlassen ihrer Heimat genötigt sehen, weckte die stellvertretende Diözesanvorsitzende des Kolpingwerkes Mechthild Gerbig mit einer vorausgehenden Übung. Der Diözesanvorstand hat bereits in einer vorangegangenen Sitzung beschlossen, sich mit der Situation der Flüchtlinge weiter zu beschäftigen und ein Projekt zu entwickeln.
Mut tut gut
Wie ein roter Faden zieht sich das Motto „Mut tut gut“ des Kolpingtages vom 18. bis 20. September 2015 in Köln durch die Tagung. Immer zwei Kolpingsfamilien aus dem Bistum sind einander zugelost. Ihnen ist die Aufgabe mitgegeben, bis zum Großereignis im kommenden Jahr gemeinsam eine mutige Tat zu vollbringen, die gut tut. Bei der Messfeier in der Hauskapelle der Maria-Ward-Schwestern stellt Kolping-Diözesanpräses Alois Zeller in seiner Predigt den Zuhörern Jesus als die Quelle für den Mut vor. Auch ein erster Ausschnitt aus einem Motivationsfilm zum Kolpingtag wird erstmals gezeigt. Aus einer Schätzung der Delegierten ergibt sich in einer Hochrechnung eine Teilnehmerzahl von über 900 Personen aus der Diözese Augsburg für den Kolpingtag in Köln.
Satzung einstimmig verabschiedet
Einstimmig verabschiedet die Diözesanversammlung eine neue Satzung für den Diözesanverband. Diese wird nach der Genehmigung durch den Bischof von Augsburg und durch den Bundesvorstand des Kolpingwerkes in Kraft treten.
Walter Prinz erhält Kolping-Medaille
Seit 2003 war Walter Prinz aus der Kolpingsfamilie Lauingen im Diözesanvorstand des Kolpingwerkes für den Bereich „Gesellschaft im Wandel“ verantwortlich. Sonja Tomaschek, die Diözesanvorsitzende, würdigt sein Engagement in den zurückliegenden Jahren. Sie bedauert, dass er aus persönlichen Gründen zurückgetreten ist. „Walter, Du fehlst mir heute schon“, sagte sie. Prinz erhielt für die ehrenamtliche Arbeit die Augsburger-Kolping-Medaille als Auszeichnung. Sonja Tomaschek dankt auch Ingrid Tremmel, die in den vergangenen Jahren als Referentin für die Frauenarbeit und das Projekt Begleiten und Beraten (BuB) im Diözesanbüro mitgearbeitet hat. Seit einigen Wochen arbeitet sie jetzt beim Kolping-Bildungswerk.
Rechenschaft über die Arbeit in 2013
Mit einem schriftlichen Bericht und einer Bildershow, die auch auf dem Youtube-Kanal (www.youtube.com/user/KolpingAugsburg) eingestellt ist, legte der Diözesanvorstand über seine Arbeit 2013 Rechenschaft ab. Geschäftsführer Heinrich Lang, der Vorsitzende des Allgäuhauses Herbert Barthelmes und die Geschäftsführerin des Kolping-Bildungswerkes Ursula Straub berichteten über die finanzielle Situation und die Entwicklung in den Einrichtungen von Kolping in der Diözese Augsburg.
Programm Landeswallfahrt vorgestellt
Bei der Kolping-Landeswallfahrt am 3. Oktober 2014 nach Altötting unter dem Motto „Mit Gottvertrauen Welt gestalten“ werden die Busse aus den Kolping-Bezirken im Bistum Augsburg bis 10:00 Uhr am Ausgangspunkt für die Fußwallfahrt am Altöttinger Krankenhaus sein. Um 10:45 Uhr gibt es dann einen Impuls zum Auftakt der Wallfahrt in der Pfarr- und Stiftskirche. Nach dem anschließenden Mittagessen ziehen die Augsburger Wallfahrer auf den Kapellplatz zur Begrüßung und danach weiter in die Basilika St. Anna zum großen Pilgergottesdienst. Die Jugendlichen bleiben nach der Wallfahrt noch bis zum 5. Oktober in Altötting und beschäftigen sich mit dem Thema „losgelöst. Wir FAIRändern Bayern!“. Bis zum Jugendwochenende sollen in vielen Kolpingjugendgruppen des Bistums faire Brotzeiten zur Vorbereitung auf das Thema stattfinden.
Grüße aus Stadt und Land
Landesvorsitzende Dorothea Schömig überbrachte die Grüße des Kolpingwerkes in Bayern an die Delegierten. In Vertretung von Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl grüßte Stadtrat Horst Hinterbrandner die ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder aus den über 100 Kolpingsfamilien in der Diözese Augsburg.
Gleichzeitig mit der Diözesanversammlung findet am Nachmittag die Diözesankonferenz der Kolpingjugend statt. Die Jugendlichen geben sich eine neue Wahl- und Geschäftsordnung und informieren sich über anstehende Veranstaltungen und Aktionen.