Lebendige Visitenkarte Jesu
Am 19. Juli 1964 wurden von Bischof Dr. Josef Stimpfle in St. Ludwig in München 13 Männer zu Priestern geweiht. Einer von ihnen war Josef Hosp, der ehemalige Kolping-Diözesanpräses von Augsburg und ehemalige stellvertretende Bundespräses des Kolpingwerkes Deutschland. Bei einer Feier mit allen Jubilaren am 18. Juli 2024 in St. Ottilien dankte Bischof Dr. Bertram Meier den Priestern für ihren jahrzehntelangen Dienst und nannte sie „lebendige Visitenkarten Jesu“.
Bei eurer Weihe wurden eure Hände gesalbt, nicht euer Sitzfleisch
Ausgehend vom der Frage Jesu im Lukasevangelium an die Jünger „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ stellte Bischof Bertram Meier seine Predigt unter die Worte provoziert, exponiert und engagiert.
Die Priester hätten die Provokation, die in der Frage Jesu steckt angenommen. Aber „ohne eine persönliche Beziehung zu Jesus kann ein lebenslanger Weg als Priester nicht gelingen. Er wird zum Holzweg“, sagte der Bischof. Jesus wünsche sich keine Fotokopien, er möchte Originale, so der Bischof. „Ich danke euch, wenn ihr euren Glauben persönlich bekennt und im Leben bezeugt. Das ist ein starkes Statement. So seid ihr lebendige Visitenkarten Jesu“, spricht Bischof Bertram den Priestern zu.
Exponiert in der Stelle aus dem Evangelium sei Petrus als Sprecher der Jünger mit dem Bekenntnis „Du bist der Messias“. „Unser Auftrag ist es, dieses Credo mit Leben zu füllen. Hinter die Worte des Petrus können und dürfen wir nicht zurück“, führt Bischof Meier aus. Für ihn geht es um das glaubwürdige Zeugnis und er fordert zu einer „Offensive der Glaubwürdigkeit“ auf. Bischof Bertram weiß aber auch, dass die Priester „nicht sakrosankt auf einer Säule stehen“. Er fordert seine Mitbrüder auf: „Nehmen wir Kritiker ernst, aber lassen wir uns im Glauben nicht verwirren!“ Tröstlich und Mut machend für Bischof Bertram ist das „Gestolpere“ des Petrus. „Sein Nachfolgeweg ist weder graziöser Tanz noch schneller Spurt, es sind Stolperspuren eines Wankelmütigen und Angefochtenen“, sagt der Bischof und bekennt: „Solche Spuren kennen auch wir.“
Die tägliche Kreuzesnachfolge eines jeden Christen sieht Bischof Bertram als Engagement: „Wer mit Jesus gehen will, der muss sein Leben durchkreuzen lassen.“ Dabei seien die Alltagskreuze vielfältig: „Es gibt auferlegte, unabänderliche und selbstgebastelte.“ Eines dieser Alltagskreuze stellt er am Beispiel des Petrus in seiner Predigt in den Vordergrund: „Die Verleugnung am Kohlenfeuer ist nichts anderes als das Eingeständnis, dass er Jesus verloren hat.“ Selbst Frauen und Männern, die sich dem Herrn anvertraut hätten, könne der Glaube abhandenkommen, sieht Bischof Bertram realistisch. Er ist aber auch überzeugt: „Bei Gott gibt es keinen hoffnungslosen Fall.“ Seine Mitbrüder fordert der Bischof auf: „Verliert nicht mehr Zeit als unbedingt mit Konferenzen“. „Bei eurer Weihe wurden eure Hände gesalbt, nicht euer Sitzfleisch“, unterstreicht Bischof Bertram anschaulich und fasst den Auftrag der Priester wie folgt zusammen: „Ihr wurdet geweiht, um Menschen zu begegnen, und sie zu Gott zu begleiten.“
Kolping immer tief verbunden
Nach seiner Priesterweihe war Josef Hosp als Seelsorger und Religionslehrer in Lindau, Augsburg, Gersthofen, Lützelburg und Meitingen tätig. 1987 wurde er Diözesanpräses des Kolpingwerkes und ab 1991 bis 2008 gehörte er dem Bundesvorstand des Kolpingwerkes Deutschland an. Von 1996 bis 2004 war er stellvertretender Bundespräses des Kolpingwerkes Deutschland an der Seite von Bundespräses Alois Schröder, der am gleich Tag wie Josef Hosp fünf Jahre später zum Priester geweiht wurde. 10 Jahre war Josef Hosp Sprecher des Priesterrates im Bistum Augsburg und gehörte viele weitere Perioden dem Beratungsgremium des Bischofs als gewähltes Mitglied an. Auch nach seinem Ausscheiden als Kolping-Diözesanpräses 2004 war Josef Hosp weiter engagiert für Kolping tätig und heute als 87-Jähriger, wenn auch die körperlichen Kräfte eingeschränkt sind, begleitet er die Arbeit von Kolping mit lebendigem Interesse und seinem Gebet.