Kolping-Landesversammlung tagt im Spiegelsaal des Kolpinghauses in Ingolstadt

Kirche ist bei sozialen & politischen Themen gefragt

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10.06.2024

Die alle zwei Jahre stattfindende Landesversammlung des Kolpingwerkes in Bayern einen Tag vor den Europawahlen in Deutschland stand ganz unter dem Bekenntnis zur Förderung der Demokratie. Aber auch die 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) bildete einen inhaltlichen Schwerpunkt der Versammlung am 8. Juni 2024 im Spiegelsaal des Kolpinghauses in Ingolstadt.

Schnittmenge Christsein und Demokratie

Landespräses Christoph Wittmann stimmte nach der Begrüßung der rund 50 Delegierten und Gäste durch die Landesvorsitzende Dorothea Schömig in seinem geistlichen Impuls auf die bevorstehenden Europawahlen ein. Es sei ein hohes Gut, wählen zu können und auch gewählt werden zu können. Die Demokratie lebe davon, Entscheidungen akzeptieren zu können. Daher habe Christsein und Demokratie eine breite Schnittmenge, so der Landespräses.

Ernüchternde Ergebnisse

Die 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) stand am Vormittag auf dem Programm. Als führender wissenschaftlicher Mitarbeiter der Studie stellte Dr. Christopher Jacobi die Ergebnisse der Studie vor, die teilweise sehr ernüchternd die Situation der Religiosität und Kirchenbindung offenlegt. Nicht nur die Kirchlichkeit, sehr dramatisch auch im Bereich der katholischen Kirche, sondern auch die Religiosität in Deutschland ist nach Aussagen der Studie dramatisch gesunken. Dennoch gibt es eine hohe Anerkennung der Leistungen und der hohen Qualität im Bereich der sozialen und caritativen Angebote der Kirchen. Hier findet sich auch eine große Schnittmenge, eine hohe Achtung und Zustimmung zur Arbeit der Sozialverbände, wie Kolping einer ist. „Kirche ist bei sozialen und politischen Themen gefragt“, sagte Jacobi. Letztlich braucht es eine neue Sprachfähigkeit im Bereich von Religion und Kirche. Die Delegierten nannten u.a. in einer abschließenden Austauschrunde folgende Handlungsoptionen, um als Kirche wieder sichtbar zu werden: Nur die persönliche Ansprache bindet die Menschen wirklich. Bedürfnisse und Erwartungen nach Religiosität sind vorhanden. Man muss aktiv auf die Menschen zugehen und die Angebote bedürfnisorientiert ausrichten. Vieles hängt mit den handelnden Personen zusammen. Die Kommunikation und die Inhalte müssen stimmen und stimmig sein. Kirche ist nicht nur Institution und Verwaltung, das Christsein und das christliche Handeln und Denken müssen wieder sichtbar und spürbar werden.

Landeswallfahrt, politische Aktivitäten, Mehrkindfamilienkarte und vieles mehr

Im anschließenden Regularienteil am Nachmittag der Landesversammlung stellte Präses Christoph Wittmann die Vorbereitungen zur Landeswallfahrt am 3. Oktober 2026 mit dem Motto "Unterwegs mit leichtem Gepäck" vor. Wittmann erläuterte auch die Planungen der Kolpingjugend zu einer Übernachtung vom 2. auf den 3. Oktober 2026 und zum Programm für junge Menschen bei der Landeswallfahrt. Landesvorsitzender Erwin Fath berichtete von der Aktion „Absenkung Wahlalter auf 16 Jahren bei den bayerischen Kommunal- und Landtagswahlen“. Fath sprach auch über die regelmäßigen Gespräche mit den Fraktionen im bayerischen Landtag. Über die aktuellen Entwicklungen bei der Ausgabe der Mehrkindfamilienkarte in Bayern informierte Landesgeschäftsführer Willi Breher. Auf Nachfrage erläuterte Breher auch die Hintergründe für die Stellungnahme „Gesicht und Stimme“ des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, in der das oberste Laiengremium die bayerischen Bischöfe auffordert, Strategien für die dauerhafte Sicherung der Arbeit der Landesverbände zu entwickeln. „In katholischen Verbänden wird Demokratie eingeübt und gelebt. Sie sind ein wichtiger Teil der bayerischen Identität, sie prägen die Kultur und das Brauchtum des Landes und sie bieten Menschen Heimat und Orientierung. Ohne unsere Verbände wäre die Gesellschaft ärmer“, heißt es in der Erklärung.

Kolping-Jubiläumsfest 2025 in Köln

Daniela Zitt, Mitglied aus dem Landesverband Bayern in der Vorbereitungsgruppe, erläuterte das Programm, die Anmeldemodalitäten und die Möglichkeiten zur Mitwirkung am Kolping-Jubiläumsfest (175 Jahre Verband) vom 2. bis 4. Mai 2025 in Köln vor. Musikalisch unterstützt wurde sie dabei durch Diözesanpräses Wolfgang Kretschmer an der Gitarre. Gemeinsam sangen die Teilnehmenden das Lied „Gemeinsam Bunt“ von Robert Haas, das zum Moto des Jubiläumsfestes „schwarz. orange. bunt. zusammen sind wir Kolping“ steht.

Walter Fehle überbrachte die Grüße des Kolping-Bundesvorstandes und informierte über aktuelle Themen des Kolpingwerkes Deutschland.

Unter den Augen des Kaisers und des Prinzregenten

Der Spiegelsaal im Kolpinghaus Ingolstadt wurde 1873 als prunkvoller Versammlungsraum für das Ingolstädter Offizierskorps errichtet. Der Adlerfries rings um die Wände erinnerte an den Sieg im deutsch-französischen Krieg von 1870/71 und sollte die Niederlage von 1866 gegen die Preußen vergessen lassen. Blickfang ist das Bildnis des österreichischen Kaisers Franz Joseph. Ein weiteres Porträt zeigt den bayerischen Prinzregent Luitpold.

Delegierte des Diözesanverbandes waren Daniela Zitt, Barbara Breher, Wolfgang Kretschmer, Thomas Ermisch und Johann Michael Geisenfelder.

Willi Breher
10.06.2024
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