Hygiene für die Gleichberechtigung
Weltweit schränken schlechte hygienische Bedingungen und der Mangel an sanitären Anlagen Frauen in ihrer Freiheit ein. Die Kolpingstiftung-Rudolf-Geiselberger setzt sich in Indien für sauberes Wasser und die Gleichberechtigung der Frauen ein.
Der Film „Period. End of Sentence.“ erregte bei den diesjährigen Oscars besondere Aufmerksamkeit. Ein Film, der ein Tabuthema offen behandelt: die weibliche Periode und deren Stigmatisierung in Indien. Er handelt von veralteten Meinungen, Unwissenheit und Frauenfeindlichkeit. Und gewinnt einen der begehrten goldenen Männer in Los Angeles für den Besten Dokumentar-Kurzfilm.
Für Oscar-Kritiker war dies ein wichtiger Schritt, dem Filmpreis mehr gesellschaftliche Relevanz zuzugestehen – und auf die Missstände von Frauen weltweit hinzuweisen. Gerade am Weltfrauentag kommt die Frage zur Gleichberechtigung der Frauen auf. Nicht nur in Indien herrscht oft Unklarheit über Themen wie den weiblichen Zyklus oder die damit verbundenen Probleme für Frauen. Woher bekommen sie ihre Hygieneprodukte? Was machen sie, wenn sie keine sanitäre Grundausstattung zur Verfügung haben? Wie soll ein Thema, das sogar unter Frauen teilweise ein Tabu ist, auch dem nichtmenstruierenden Teil der Gesellschaft zugänglich gemacht werden?
„Sanitäre Anlagen für alle“: Hygieneprojekte in Indien
Eine kleine Stiftung aus Augsburg widmet sich dieser Problematik: die Kolpingstiftung-Rudolf-Geiselberger. Sie setzt sich mit ihren Hilfsprojekten unter anderem in Indien ein, um dort sanitäre Anlagen zu bauen. „Wir wollen den Menschen vor Ort nachhaltig helfen. Deswegen setzen wir auf Projekte, die nicht nur eine einmalige Hilfe sind, sondern längerfristig unterstützen.“, erklärt Stiftungsbeauftragte Ursula Straub. Eines dieser Projekte ist das Hygiene-Projekt „Sanitäre Anlagen für alle“ des Kolpingwerks Indien. In ländlichen Gebieten verfügen die Dörfer oftmals nicht über sanitäre Anlagen, sodass sich Frauen weit von ihrer Wohnsiedlung entfernen müssen, um beim Toilettengang nicht von den Dorfbewohnern gesehen zu werden. Drohenden Gefahren sind sie dabei, gerade nachts, schutzlos ausgeliefert. Beim Projekt der Kolpingstiftung-Rudolf-Geiselberger werden feste Sanitäranlagen mit Klärgrube und Wasserversorgung in den Dörfern gebaut. Diese kosten umgerechnet rund 350 Euro. Viel Geld für etwas, das eigentlich zur Grundversorgung der Menschen gehören sollte. Deshalb ist auch die Stiftung für ihre Hilfe auf Spenden angewiesen. Die Spenden werden eingesetzt, um den Dörfern finanzielle Unterstützungen zu gewähren, mit denen sie ihre sanitären Anlagen aufbauen können. In Fortbildungen wird den Menschen gezeigt, wie sie selbst ihre Toiletten bauen können und wie sie diese richtig nutzen. So wird gewährleistet, dass die Hilfe auch nachhaltig wirkt. Frauen, die zuvor bei jedem Toilettengang das Schlimmste befürchten mussten und während ihrer Periode von der Dorfgemeinschaft ausgeschlossen wurden, erhalten auf diese Weise nicht nur einen geschützten Rückzugsort, sondern auch ein großes Stück Freiheit in ihrem Leben.
Ausgezeichnete Hilfe für Indien
Für ihre Arbeit wurde die Kolpingstiftung-Rudolf-Geiselberger im vergangenen Jahr bereits zum sechzehnten Mal mit dem DZI-Spendensiegel ausgezeichnet. Es prüft und bewertet seit 25 Jahren Spendenorganisationen in ganz Deutschland im Hinblick auf ihre Vertrauenswürdigkeit und den Einsatz ihrer Spendengelder. Um diese Auszeichnung zu erhalten, verpflichten sich Organisationen dazu, die Standards des DZI für Spendenorganisationen einzuhalten. Darunter fallen beispielsweise die Klarheit und Wahrhaftigkeit in Werbung und Öffentlichkeitsarbeit oder die deutliche Trennung von Leitung und Aufsicht einer Organisation. Zudem legt jede Organisation zum Jahresende einen Geschäftsbericht vor, in dem der Einsatz finanzieller Mittel dokumentiert wird. Auch in diesem Jahr stellt sich die Kolpingstiftung-Rudolf-Geiselberger wieder dieser Prüfung. Und den gesellschaftlichen Herausforderungen für die Menschen in Indien.