Hochwassergeschädigte zu Gast in Wertach
Das Hochwasser 2013 in Ostbayern: Fast auf den Tag genau zwei Jahre ist es jetzt her. Bis heute wird in der meterhoch überfluteten Region rund um Deggendorf neugebaut, saniert und immer noch abgerissen. Viele Betroffene sind körperlich, seelisch und auch wirtschaftlich stark mitgenommen. Das Kolping-Allgäuhaus in Wertach hat drei Familien (ausgewählt vom Landratsamt Deggendorf), deren Häuser durch das Hochwasser komplett zerstört wurden, deshalb eine Woche Urlaub im Allgäu spendiert.
Bis zu drei Meter hoch und drei Wochen lang stand das Wasser aus Donau und Isar in den Häusern der Familien - vermischt mit stinkendem Öl aus den Heizungstanks. An Sanierung war in keinem der drei Fälle mehr zu denken. Die teils neu gebauten Häuser mussten abgerissen werden. Für die Eigentümer eine Katastrophe: „Wir haben uns erst geweigert, das Haus war ja noch nicht einmal fertig. Aber der Gutachter meinte, es hilft alles nichts“, erzählt eine der betroffenen Mütter.
Schicksale, wie dieses, haben auch die Träger des Kolping-Familienzentrums im Allgäu bewegt. „Wir haben im vergangenen Jahr das 40. Jubiläum unseres Allgäuhauses gefeiert und dabei festgestellt, wie gut es uns geht. Das Haus steht wirtschaftlich gut da und wir haben schön gefeiert. Da ist die Idee entstanden, auch Leuten, denen es nicht so gut geht, zu helfen – zum Beispiel den Flutopfern“, erklärt Herbert Barthelmes, Kolping-Familienferienwerk Diözesanverband Augsburg e.V., Träger des Kolping-Familienferienzentrums in Wertach. Mitte vergangenen Jahres haben er und Hausleiter Gerwin Reichart deshalb die Urlaubsgutscheine nach Niederbayern gebracht.
Seit Sonntag genießen jetzt drei Familien aus Fischerdorf und Natternberg Siedlung den Rund-um-Service im Allgäuhaus, schnuppern die gesunde Bergluft und entspannen. „Das ist mal etwas ganz anderes“, schwärmt eine der Betroffenen, „die Blumenwiesen hier im Allgäu sind toll.“ Die Kinder haben schon angekündigt bald wieder kommen zu wollen. Und vom regnerischen Wetter der letzten Tage haben sich die Gäste aus Niederbayern auch nicht abschrecken lassen: Mit der ganzen Familie ging’s raus in die Natur und natürlich rauf nach Schloss Neuschwanstein. Die Gedanken an zuhause und die damit verbundenen Sorgen ließen sie dabei hinter sich. „Die sind in der Woche endlich ganz weit weg“, sagte ein Vater.
Auch Wertachs Bürgermeister Eberhard Jehle zeigte sich vom Engagement des Kolping-Familienzentrums begeistert und überraschte die Hochwasseropfer mit Köstlichkeiten „aus der höchstgelegenen Marktgemeinde Deutschlands“: Ein Präsentkorb mit Wertacher Käs‘, Wurst und Bier. „Ich freue mich, dass Menschen, die die Flutkatastrophe so hart getroffen, hier bei uns im schönen Wertach Ferien machen können und die Sorgen, die sie haben, bisschen vergessen können“, so Bürgermeister Eberhard Jehle. Noch bis Sonntag können die niederbayerischen Hochwasseropfer im Allgäu ausspannen.