Für Euch war ich Bischof, mit Euch war ich Christ!
Am frühen Morgen des 2. März ist Bischof Dr. Viktor Josef Dammertz in seiner Heimatabtei St. Ottilien verstorben. Der 1929 in Schaephuysen am Niederrhein geborene Benediktiner war von 1993 bis 2004 Bischof von Augsburg. Kolping in der Diözese Augsburg trauert um den emeritierten Bischof, der wahrlich – wie es sein Wahlspruch sagte – für uns Bischof und mit uns Christ war.
Am 30. Januar 1993 war es ein Zufall oder Gottes Fügung, dass die Bischofsweihe von Dr. Viktor Josef Dammertz mit dem traditionellen Termin der Vorsitzendenkonferenz des Kolpingwerkes in der Diözese Augsburg zusammenviel. Die über 100 Teilnehmenden waren mit ihren Kolping-Bannern in den Augsburger Dom gekommen, um die Weihe ihres neuen Bischofs mitzufeiern. Bis zur Annahme seines Rücktrittsgesuches 2004 stand der ehemalige Erzabt von St. Ottilien und Abtprimas der weltweiten Benediktinischen Konföderation an der Spitze des Bistums Augsburg.
Bischof Dammertz war ein Mann der leisen Töne. Bevor er Entscheidungen traf, hörte er hin und suchte das Gespräch. Er verschaffte sich nicht nur einen Einblick in die Situation, sondern er suchte auch im Gebet nach dem Willen Gottes. Klare und praktische Entscheidungen folgten. Meist waren diese Richtungsentscheidungen im kollegialen Miteinander mit dem Domkapitel und der Hauptabteilungsleiterkonferenz gefallen. Mit Maria-Anna Immerz hat Dammertz als erster Augsburger Bischof eine Frau in die Bistumsleitung eingebunden. Finanzielle Konsolidierung und Umgang mit dem Priestermangel (Stichwort Pfarreiengemeinschaften) waren Aufgaben, für die die Bistumsleitung mit dem Bischof nach Lösungen suchte.
Die Auseinandersetzung wegen der Schwangerenkonfliktberatung prägten die Jahre als Bischof von Augsburg. Mit der Aktion und dem Hilfsfonds Pro Vita gab Bischof Dammertz eine Augsburger Antwort. Die Heiligsprechung der Kaufbeurer Franziskanerin Maria Crescentia Höß, das „Jahr der Berufung“, Eröffnung des Diözesanmuseums St. Afra, das Heilige Jahr 2000, Weihe der beiden Weihbischöfe Josef Günwald und Dr.Dr. Anton Losinger, Visitation aller Pfarreien im Bistum oder die Unterzeichnung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre sind einige besondere Ereignisse in seinen Bischofsjahren.
Der liebenswürdige und humorvolle Dammertz zog sich in seinem Ruhestand zuerst nach St. Alban in Dießen am Ammersee zurück. Beten, arbeiten und lesen führte ihn noch tiefer zu seinem benediktinischen Fundament. Die letzten Jahre verbrachte er in St. Ottilien. „In Deine Hände lege ich voll Vertrauen mein Leben“, hat er bei der Predigt zu seinem 80. Geburtstag - sich ein Psalmwort zu eigen machend - gesagt. Am 2. März hat er dann sein erfülltes Leben im Dienst für Gott und die Menschen zurückgegen in die Hände seines Schöpfers.
Kolping in der Diözese Augsburg sagt ein herzliches „Vergelt`s Gott!“ für alle Unterstützung und Wertschätzung, die die Arbeit der Kolpingsfamilien und des Kolpingwerkes und seiner Einrichtungen durch Bischof Dammertz erfahren hat. Kolping trauert mit Marga Dammertz, der Schwester des verstorbenen Bischofs, und mit allen Gläubigen im Bistum Augsburg um seinen guten Hirten.
Stationen auf dem letzten irdischen Weg von Bischof Dammertz
Montag, 2. März 2020
18:00 Uhr Vesper in der Abteikirche von St. Ottilien zum Abschied vom ehemaligen Erzabt und Bischof
Anschließend Aufbahrung des Verstorbenen im Abschiedsraum bei der Klosterkirche
Donnerstag, 5. März 2020
17:30 Uhr Ankunft des Sarges im Augsburger Dom
18:00 Uhr Messfeier des Domkapitels für den Verstorbenen
Aufbahrung des Toten in der Gertrudkapelle bis Freitagabend
Freitag, 6. März 2020
07:00 Uhr Messfeier für den Verstorbenen im Dom
08:00 Uhr Feier der Laudes mit dem Domkapitel
09:30 Uhr Messfeier der Dompfarrei für den Verstorbenen
12:00 Uhr Mittagsgebet
15:00 Uhr Rosenkranzgebet in der Marienkapelle
16:30 Uhr Kreuzweg der Dompfarrei
18:00 Uhr Totenvesper mit dem Domkapitel.
Anschließend wird der Sarg geschlossen
Samstag, 7. März 2020
09:30 Uhr Pontifikalrequiem für den Verstorbenen
Zelebrant Erzbischof Reinhard Kardinal Marx
Predigt Diözesanadministrator Prälat Dr. Bertram Meier
Anschließend Beisetzung in der Grablege der Bischöfe im Hohen Dom
Gebet für den verstorbenen Bischof
Allmächtiger Gott, erbarme dich unseres verstorbenen Bischofs Viktor Josef. Ihm hast du die Sorge für die Kirche von Augsburg anvertraut. Schenke ihm nun den Lohn für seine Mühen und nimm ihn auf in deine Freude. Darum bitten wir durch Jesus Christus unseren Herrn. Amen.
(Quelle: Messbuch)
Auszug aus dem Hirtenwort von Bischof Dammertz nach Abschluss des Dienstes als Bischof von Augsburg
„>Für euch bin ich Bischof<: Als Bischof war es meine Aufgabe, im Auftrag Christi, des Guten Hirten, die mir anvertrauten Menschen auf den Wegen des Heils zu führen. Unter den vielfältigen bischöflichen Aufgaben und Verpflichtungen hatte der Dienst an der Einheit für mich immer einen hohen Stellenwert – Einheit innerhalb des Bistums, Einheit im Bischofskollegium und mit dem Heiligen Vater, Einheit in der christlichen Ökumene. Mir stand dabei eine Einheit vor Augen, die aus der legitimen Vielfalt lebt und diese fruchtbar macht.
Ich bitte Sie inständig, liebe Schwestern und Brüder: Bemühen Sie sich auch weiterhin, >die Einheit des Geistes zu wahren durch den Frieden, der euch zusammenhält< (Eph 4,3). Wir schulden unserer zerrissenen Welt dieses Zeugnis unserer Einheit, die letztlich ein Geschenk des drei-einen Gottes ist.
Ein weiteres Anliegen lag mir am Herzen; ich habe es im jüngsten Schreiben des Heiligen Vaters über das Amt des Bischofs wiedergefunden: Der Bischof hat – so der Papst – >im besonderen die Aufgabe, Prophet, Zeuge und Diener der Hoffnung zu sein. Er hat die Pflicht, Vertrauen zu stiften und jedem die Gründe für die christliche Hoffnung zu erklären (vgl. 1 Petr 3,15)<. Als Lehrer des Glaubens durch Wort und Beispiel, als Diener der Gnade, besonders bei der Feier der Eucharistie, und als verantwortlicher Leiter allen pastoralen Tuns in seiner Diözese steht er im Dienst dessen, der von sich gesagt hat: >Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben< (Joh 10,10).
Gerne habe ich für die Menschen unseres Bistums diesen Dienst getan – und doch zugleich oft genug den hohen Anspruch gefühlt: Bin ich ihm gewachsen? Trost und Ermutigung fand ich in der Erfahrung des heiligen Augustinus, der ich meinen bischöflichen Leitspruch verdanke: >Wo mich erschreckt, was ich für euch bin, tröstet mich, was ich mit euch bin. Für euch bin ich Bischof, mit euch bin ich Christ. Jenes bezeichnet das Amt, dieses die Gnade; jenes die Gefahr, dieses das Heil.<
>Mit euch bin ich Christ.< Immer wieder habe ich unsere Gemeinschaft im Glauben beglückend erfahren dürfen. Besonders tief habe ich sie jedes Mal erlebt, wenn ich mit Ihnen Eucharistie feiern durfte. Wie oft durfte ich Ihnen zuhören, wenn Sie von Ihren Glaubenserfahrungen berichteten, von Ihren Freuden und Erfolgen, aber auch von Ihren Enttäuschungen und Rückschlägen, von Ihren Sorgen und Nöten. Auch angesichts mancher ungelöster Probleme und Ratlosigkeiten haben wir gemeinsam den Willen Gottes zu erkennen versucht. Wir durften – wie der heilige Paulus – >miteinander Zuspruch empfangen durch euren und meinen Glauben< (Röm 1,12).
Immer wieder habe ich in diesen Jahren entdeckt, dass Pfarrgemeinden, Gruppen und Einrichtungen das >Für euch – Mit euch< meines Leitspruchs aufgegriffen und im Motto >Füreinander – Miteinander< für ihr Engagement übernommen haben. Das hat mich gefreut. Heute bitte ich Sie: Halten Sie an dieser Grundhaltung fest, bewahren Sie die gegenseitige Wertschätzung, und verlieren Sie bei aller Vielfalt das Gemeinsame nie aus dem Blick!“