Ein geistliches Experiment
"Ein geistliches Experiment" nennt Erzbischof Reinhard Kardinal Marx den synodalen Weg beim Eröffnungsgottesdienst am 30. Januar 2020 im St. Bartholomäusdom in Frankfurt am Main. Bei der Eröffnung gaben sechs Mitglieder der Synodalversammlung ein Zeugnis, warum sie am Prozess teilnehmen und welche Hoffnungen sie damit verbinden. Michaela Brönner, Bundesleiterin der Kolpingjugend Deutschland war eine von ihnen. Wir bringen hier auf unserer Seite ihr Statement, um anzuregen, sich auch mit den anderen Beiträgen zu beschäftigen. Der Synodale Prozess ist transparent. Die gesamte erste Synodalversammlung vom 30. Januar bis 1. Februar konnte im Livestream verfolgt werden. Viele Dokumente, Videos und Bilder finden sich auf www.synodalerweg.de.
"Schön reden tut´s nicht..."
„Dass wir junge Menschen was verändern wollen, ist allgemein bekannt – lieber heute als morgen. Darum sind wir hier und bringen uns mit ein. Wie Papst Franziskus in Christus vivit geschrieben hat, braucht es unseren Schwung, unsere Intuition und unseren Glauben. Und wir sollen Geduld haben, zu warten...
Geduld haben wir schon bewiesen, die drängenden Themen in der Kirche sind in den letzten 40 Jahren geblieben. Der Wille zur Veränderung hat an vielen Stellen zugenommen. Deswegen wollen wir uns endlich gemeinsam mit Euch auf den Weg machen, um unsere Kirche zukunftsfähig zu gestalten. Ich gehöre zu denen, die auch in 30 Jahren noch da sind und auch übermorgen noch Kirche gestalten wollen. Damit das auch möglich ist, müssen wir jetzt die Weichen gestellt werden.
Es ist endlich an der Zeit, Verantwortung für Vergangenes zu übernehmen und sich den schwierigen Fragen zu stellen. Der sexuelle Missbrauch an Kindern und der Machtmissbrauch von Klerikern stehen am Anfang dieses Synodalen – gemeinsamen – Weges. Aus diesen traumatisierenden Erfahrungen müssen wir lernen und Konsequenzen ziehen. Dieser Grund, aus dem wir uns hier versammelt haben, darf in den Beratungen nicht übersehen werden!
Kirche muss wieder ein Ort werden, an dem Gemeinschaft erlebbar ist, wo Menschen füreinander da sind und einander vertrauen können. Ein Ort, an dem Viele zur Ruhe kommen und Kraft tanken können. Auch sollte sie ein Ort sein, an dem sich jede und jeder einbringen kann. Das bedeutet Kirche für mich und dafür engagiere ich mich. Dafür bin ich hier.
Wir haben uns zu der Synodalversammlung versammelt, um gemeinsam diesen Weg zu gehen. Dieser Weg ist mehr als eine Strukturfrage, sondern auch eine persönliche: Glauben bedeutet, auch auf etwas zu vertrauen, was ich vielleicht noch nicht weiß. Darum wird von uns allen Beteiligten Glaube, Hoffnung, Liebe, Mut und Vertrauen gefordert.
Darum lasst es uns dieses Mal nicht beim Reden belassen, denn schon der selige Adolph Kolping hat gesagt: ‚Schön reden tut ́s nicht, die Tat ziert den Mann.‘ Und ich ergänze: ‚...und die Frau.‘“