Die Technik oder der Mensch - Wer steht im Mittelpunkt?
Von Freitag, 13.10. bis Samstag, 14.10.2017 veranstaltete das Kolpingwerk Deutschland in Wolfsburg eine Fachtagung zum Thema Digitalisierung. In nahezu allen Bereichen unseres Lebens vollzieht sich ein Wandel hin zu digitalen Prozessen mittels moderner Informations- und Kommunikationstechnik. Es ist die Rede von Industrie 4.0, Wirtschaft 4.0, Arbeit 4.0 oder auch Bildung 4.0. Die Fachtagung gab den 70 Teilnehmern die Möglichkeit, dieses Thema verbandlich aufzuarbeiten.
Zum Einstieg in den Fachtag konnte bereits bei einer Werkstour durch das Volkswagen-Werk der Einsatz „digitaler Helfer“ – Roboter besichtigt werden. Im Anschluss daran folgte eine Vortragsreihe, um in die Thematik einzuführen und um alle Teilnehmer/-innen auf den gleichen Wissensstand zu bringen. Prof. Joachim Wiemeyer von der Ruhr-Universität Bochum – Theologische Fakultät referierte zu „Digitalisierung als sozialethische Herausforderung“. Ein Themenpunkt war die Sozialethische Erwartungen an die Arbeitsbedingungen. Danach informierte Dr. Alexander Barthel vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) über Digitalisierung im Handwerk. Er ging auf den Einsatz digitaler Werkzeuge wie. z.B. auf die Möglichkeit der Fernwartung ein. Christoph Harland-Juhl, Fachreferent des Betriebsrates im VW-Werk Wolfsburg informierte zur Digitalisierung im Werk und welche Auswirkungen sich auf die Personalsituation ergeben. Hier setze der Konzern auf interne Umschulungen und Weiterqualifizierungen.
Der zweite Tag wurde durch die fünf Bundesfachausschüsse gestaltet, die das Thema jeweils aus ihrer Perspektive beleuchteten. Schon der geistliche Impuls von Bundespräses Josef Holtkotte griff das Thema bereits im Kern auf: hieß es früher "Harry, fahr den Wagen vor", so könnte es heute heißen „Wagen, fahr den Harry vor“.
Die Bundesfachaus Verantwortung für die eine Welt brachte die Chancen und/oder Risiken für Menschen in den Entwicklungsländern zur Sprache. Modelle des Mobile-learning (Lernen mit/am Handy) wurden vorgestellt. Dies ermögliche gerade in dünn besiedelten Gebieten gute Lern- und Weiterbildungsmöglichkeiten, so Referent Dr. Winfried Heusinger von HELVETAS Swiss Intercooperation.
Eine eigene Reflexion zum Nutzungsverhalten digitaler Alltagsgegenstände strebte der Fachausschuss Ehe, Familie und Lebenswege an. Wie im Bereich der Kommunikation in denen Whattsapp Familygruppen oder Skypen den Alltag erleichtern, bedürfe es konsequenten Regeln beim beständigen daddeln am Esstisch. Für fast jeden Bereich gab es sowohl positive wie negative Punkte. Ebenso im Bereich der Pflege, wo mittlerweile Pflegeroboter getestet werden, die Patienten Getränke bringen und somit überwachen, wieviel zu sich genommen wird im Widerspruch zum persönlichen Kontakt eines Menschen steht.
Heike Maas, Dozentin bei Campus M 2, gab Einblicke in das Manipulationspotential, das die Digitalisierung mit sich bringt. Die vom Bundesfachausschuss Gesellschaft im Wandel engagierte Referenting klärte auf über Funktionsweisen von social bots, fake news, Echokammern und Trolle auf.
Ethische Fragestellungen zur Digitalisierung waren durch den Fachausschuss Kirche mitgestalten vorbereite. Sehr nachdenklich waren die bewegenden Fragestellungen z.B. zu „Wo bleibt der Mensch in der Digitalisierung“. Durch Überspitzung einiger Themenbereiche wurde jeder selbst hinterfragt. So wurde beispielsweise auch der Segensrobotor, im Einsatz bei der Weltausstellung zur Reformation in Wittenberg vorgestellt oder die Möglichkeit der Online-Beichte.
Der Fachausschuss Arbeitswelt und Soziales griff nochmals die Thematik "Gestalten statt fürchten – Berufliche Bildung und Weiterbildung in der Arbeitswelt 4.0" auf. Beispiele dazu wurden aus dem Sektor der Weiterbildung im Kolpingbildungswerk Paderborn und aus der Volkswagen Akademie zur Berufsausbildung.
Allen Teilnehmern der Tagung wurde bewusst, dass die Digitalisierung in allen Lebensbereichen bereits Einzug gehalten hat und nicht aufzuhalten ist, deshalb ist es für das Kolpingwerk wichtig, stets darauf zu achten, dass der Mensch weiterhin im Mittelpunkt stehen muss – und nicht die Automatisierung. Um mit den Worten des seligen Adolph Kolping zu sprechen: „In der Gegenwart muss unser Wirken die Zukunft im Auge behalten“.