Der schönste Tag in Wörishofen
Vor 200 Jahren wurde Pfarrer Sebastian Kneipp am 17. Mai 1821 in Stephansried bei Ottobeuren geboren. Ohne den Wasserdoktor hätte es wahrscheinlich auch das zweite Jubiläum nicht gegeben, an das das Kolpingwerk in diesem Jahr erinnert. Vor 50 Jahren trafen die Delegierten der Zentralversammlung des Kolpingwerkes Deutschland in Bad Wörishofen wegweisende Entscheidungen, die den katholischen Sozialverband bis heute prägen.
Obwohl Kneipp aus sehr einfachen Verhältnissen stammt, hat er seinen Lebenstraum, Priester zu werden, trotz vieler Schwierigkeiten nicht aufgegeben. In Dillingen und München heilte sich der lungenkranke Student mit Methoden der Wasserheilkunst selbst. Nach der Priesterweihe 1852 und einigen anderen Seelsorgestellen, wurde Kneipp 1855 Hausgeistlicher der Dominikanerinnen in Wörishofen. Schon zuvor hat er Kranken mit seinen eigenen Erfahrungen geholfen. Bald kamen viele tausend Menschen in die kleine schwäbische Stadt, um durch Wasser, Bewegung, Heilkräuter, Balance und richtige Ernährung gesund zu werden.
Über 120 Jahre Kolping in Bad Wörishofen
Weil der Wasserdoktor in seiner Jugend selbst als Webergeselle gearbeitet hatte, verstand er das Anliegen Adolph Kolpings und die Chance, die für die Handwerksgesellen im Katholischen Gesellenverein lagen, sehr wohl. Das Wörishofer Badeblatt berichtet, dass Kneipp 1897 bei der Gründung des Gesellenvereins, heute Kolpingsfamilie Bad Wörishofen, gesagt hat, dass sei schönste Tag, den er in Wörishofen verlebte. Nicht lange nach der Gründung verstarb Kneipp am 17. Juni 1897. Bis heute prägt die Kolpingsfamilie das Leben in Bad Wörishofen mit. Familienwochenenden in Weißenbach, ein Eine-Welt-Dinner zu 50 Jahre Kolping-Entwicklungsarbeit 2020, Unterstützung der Schuhaktion „Mein Schuh tut gut“, ein Bildstock in Erinnerung an die Seligsprechung Kolpings, ein Vortrag über Kneipp durch den Kurseelsorger Prof. Dr. Dr. Adalbert Keller oder die Lebensgroße Krippe vor dem Kurhaus sind einige Beispiele dafür.
Kneipp schickt Grüße vom Himmel
Da das Kolpingwerk auf die starke Unterstützung der Kolpingsfamilie Bad Wörishofen zählen konnte, trafen sich die fast 100 Delegierten und rund 50 Gäste aus ganz Deutschland vom 17. bis 20. November 1971 im Pfarrheim und im Kursaal zur Zentralversammlung. Beschlossen wurden nicht nur ein neues Statut für alle Kolpingsfamilien in der Bundesrepublik Deutschland, sondern auch ein neues Zentralstatut und mit dem Wörishofener Programm eine neue programmatische Ausrichtung des Verbandes. Erstmals in der über 120-Jährigen Geschichte standen künftig nicht mehr die Präsides an der Spitze des Verbandes. Den Priestern wurden vor Ort und auf Bundesebene die Ämter der Vorsitzenden an die Seite gestellt. Durch den Beschluss der Vertreter aus den Kolping-Diözesanverbänden wurde die „Deutsche Kolpingsfamilie“ in „Kolpingwerk Deutschland“ umbenannt. Im Blick auf die Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland (Würzburger Synode, 1971-1975) fordert eine verabschiedete Resolution unter anderem: „Aus pastoralen Erwägungen sollen geschiedene und wiederverheiratete Katholiken auf deren Verlangen in begründeten Einzelfällen zur vollen kirchlichen Gemeinschaft zugelassen werden.“ Die Verbundenheit von Kneipp und Kolping brachte Bürgermeister Anton Ledermann in seiner Begrüßung zum Ausdruck, als er in Anspielung auf das schlechte Wetter sagte: „Wenn es regnet, ist das nicht so schlimm. Das ist nur ein Gruß von Pfarrer Kneipp, der vom Wasser ja sehr viel hielt.“
Kneipp-Hotel mit Wohlfühlatmosphäre
Seit mehr als 15 Jahren ist Kolping mit der KurOase im Kloster auf eine neue Weise in Bad Wörishofen vertreten. Dort wo einst Sebastian Kneipp durch die Flure wandelte, ist mit dem Gesundheits- und Tagungshotel des Kolping-Bildungswerkes in der Diözese Augsburg eine „Krafttankstelle“ entstanden. Das Original Kneipp-Hotel mit Wohlfühlatmosphäre in klösterlichem Ambiente ist eine gelungene Kombination aus Gesundheitsangeboten, Verwöhnarrangements und wohltuender Stille. Jeder ist eingeladen, dort ein paar Tage der Ruhe zu verbringen. Das Angebot an Arrangements ist vielfältig. Neben der Kneipp-Schnupperkur, Angeboten zur Burnout-Prävention und Linderung von Tinnitus gibt es zu den 5 Säulen von Kneipp unterschiedliche Angebote. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf geistlichen Angeboten u. a. mit Diözesapräses Wolfgang Kretschmer und Domvikar Alois Zeller. Auch Weihnachten und Ostern wird in ganz speziellem Rahmenmit den Schwestern des Dominikanerinnen-Klosters gefeiert.
Ein Nachtrag: Jetzt ist er da
Am 13. Juni 1897 wurde die Fahne des im Februar des gleichen Jahres gegründeten Katholischen Gesellenverein gesegnet. Dr. Alfred Baumgarten (1862 - 1924), enger Mitarbeiter von Pfarrer Sebastian Kneipp und erster Vorsitzender des Gesellenvereins, berichtet in einem „offiziellen Bulletin“ zum Gesundheitszustand des Wasserdoktors von diesem Tag. „Vormittags 6 Uhr: Nach einer guten Nacht ist der Schwächezustand heute Morgen weniger ausgeprägt. Puls 96, regelmäßig. Respiration 22. Temperatur 36,9. Nachmittags 2 Uhr: Kräftezustand unverändert. Lebhafte Schmerzen im stark angeschwollenen rechten Bein. Puls wo. Respiration 22. Die Nacht war gut, und auch der heutige Morgen recht zufriedenstellend. Die Kräfte nehmen zwar merklich ab. Am heutigen Tage war die Fahnenweihe des St. Josephsvereins, ein Vorgang, der ihn sehr beschäftigte, da er an der Gründung dieses Vereins aktiv beteiligt war und den größten Anteil an den Schicksalen des Vereins nahm, auch an den Beiträgen zur Fahne mit entsprechend hoher Summe sich beteiligt hatte. Als wir mittags kamen, mit den Vereinen, um ihm die Fahne zu zeigen, ließ er es sich nicht nehmen, stand auf, ging ans Fenster und sprach zu den zahlreich versammelten Untenstehenden ungefähr folgendes: "Ich habe immer gewünscht, dass hier ein solcher Verein entstehen möge; jetzt ist er da und hat sogar schon eine Fahne. Diese Fahne soll das Zeichen des Glaubens sein, und dieser Fahne sollt Ihr folgen; wenn Ihr dieser Fahne. folgt, so wird es Euch gehen, wie jenem Kaiser Konstantin in alten Zeiten, der vor sich ein Zeichen sah, in dem geschrieben stand: ‚In diesem Zeichen wirst Du siegen.‘ Dann brachten wir ihn rasch zu Bett…“
Vier Tage später am Fronleichnamstag, den 17. Juni 1897, verstarb Sebastian Kneipp.
Kneipp-Lied von Robert Haas
Der Komponist und Liedermacher Robert Haas hat zum 200-jährigen Jubiläum von Sebastian Kneipp unter dem Titel "Sebastian Kneipp - Gesund an Leib und Seele" ein Lied zu den fünf Säulen der Kneipp-Philosophie getextet und komponiert.
Auf YouTube gibt es ein Video zum Lied mit Anna Haas an Schlagzeug und Percussion, Sebastian Kern am Piano und Robert Haas als Sänger.