Beim Klimawandel sitzen wir alle im selben Boot
„Wenn es um die Auswirkungen des Klimawandels geht, sitzen wir alle im selben Boot“, sagte Hauptabteilungsleiter Pfarrer Dr. Ulrich Lindl vom Bistum Augsburg zu Beginn des Eröffnungsgottesdienstes für die diözesane Misereor-Fastenaktion 2015 am 1. März in Mering. Mit Erzbischof Dr. Antonio Ledesma von den Philippinen, Verbändereferenten Domkapitular Dr. Wolfgang Hacker, Pfarrer Prof. Dr. Thomas Schwartz, Kolping-Diözesanpräses Alois Zeller und Diakon Tino Zanini starteten über 600 Gläubige die Fastenaktion des bischöflichen Hilfswerkes. 2015 macht Misereor unter dem Motto „Neu denken! Veränderung wagen“ auf die Auswirkungen des sich verändernden Klimas weltweit aufmerksam. Fischerfamilien, die an den Küsten der Philippinen leben, stehen beispielhaft im Mittelpunkt.
Gefahr eines Ökozid
„Die Bewahrung der Schöpfung ist unser gemeinsamer Auftrag“, stellte Erzbischof Ledesma zu Beginn seiner Predigt fest. Sein Land sei viel mehr als andere von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Klar nannte er die Industriestaaten in Nordamerika, Europa, China und Russland als die Hauptverursacher der Erderwärmung und ihre Folgen. Wenn es nicht zu einem Umdenken kommt, müsse man in Anklang an den Suizid oder Genozid von einem Ökozid sprechen. 2013 sind auf den Philippinen durch den Taifun Yolanda, der international als Haiyan bezeichnet wird, 10.000 Menschen ums Leben gekommen. Erzbischof Ledesma dankte für alle Unterstützung, die die Menschen in seiner Heimat in den vergangenen Jahren durch Misereor und durch die deutsche Bevölkerung erhalten haben.
Bereitschaft zur Kursänderung
Die Gedanken des Erzbischofs führten die philippinischen Tänzerinnen der „Children of Mary Group“ aus dem Bärenkeller in Augsburg beim Gabengang weiter. In festlicher Kleidung brachten sie einen Globus, Ruder, eine Pflanze, Wasser, eine Bibel und Brot und Wein zum Altar. „Ich bringe ein Ruder als Zeichen der Bereitschaft zur Kursänderung. Denn wir schulden den Menschen, die unsere Konsumgüter miterzeugen, dass wir die Augen vor Ausbeutung und Ungerechtigkeit nicht verschließen“, sagte eine der Philippinerinnen begleitend. Der Gottesdienst wurde vom Meringer Chor Choradi festlich mitgestaltet.
Misereor hilft
Ansteigen des Meeresspiegels, Unwetter und Rückgang des Artenreichtums nannte Dr. Elke Hertig vom Institut für Geographie an der Universität Augsburg beim nachmittäglichen Podiumsgespräch als die drei wichtigsten Auswirkungen auf die globale Erderwärmung. Auf die Frage von Moderatorin Katharina Kraus nach ihrer Haltung zu den Klimakonferenzen, sagte Hertig: „Jetzt muss schnellstmöglich gehandelt und der Ausstoß von Treibhausgasen verringert werden, jetzt sind die Maßnahmen noch finanzierbar.“ Wie Misereor den Fischerfamilien auf den Philippinen hilft, erfuhren die über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Podiumsveranstaltung in der Meringer Mehrzweckhalle durch einen kurzen Film. Zum Beispiel unterstützt Misereor das Anpflanzen von Mangroven als Schutz vor Stürme und als Laichplätze für Fische. Durch das Trocknen von Fischen und die Aufzucht von Krebsen erhalten die Fischer neue Einnahmequellen, um den Rückgang der Fangerträge zu kompensieren. Eva-Maria Heerde-Hinojosa, Leiterin der Arbeitsstelle Misereor Bayern, dankte am Ende des Podiumsgespräches der Pfarrgemeinde Mering, dem Kolpingwerk als federführenden Verband und den weiteren beteiligten Verbänden und Gruppierungen für die Durchführung der Veranstaltung. Neben der bundesweiten Eröffnung gibt es nur im Erzbistum Bamberg in ganz Deutschland eine ähnliche Veranstaltung wie in der Diözese Augsburg. Franz Mayer, Vorstandsmitglied des Kolpingwerkes Diözesanverband Augsburg, dankte insbesondere Klaus-Dieter Ruf. Durch Ruf, der Vorsitzender der örtlichen Kolpingsfamilie ist, wurde die meiste Vorarbeit für die Misereor-Eröffnung erledigt.
Verbände und Organisationen zeigen, was wir tun können
Bei einem Markt der Möglichkeiten im Saal des Papst-Johannes-Haus stellten Verbände und Organisationen vor, wie jede und jeder einen Beitrag für eine gerechtere Welt leisten kann. Die Mitglieder der Energiegenossenschaft EnergieVISION tragen durch den Bau von Solaranlagen nicht nur zur nachhaltige Energieversorgung bei, sondern geben 25 % der Rendite zur Förderung kirchlicher oder karitativer Zwecke weiter. Die diözesane aktion hoffnung Hilfe für die Mission GmbH sammelt zusammen mit Pfarrgemeinden und Verbänden Altkleider und vermarktet diese nach den Prinzipien des Dachverbandes FairWertung weiter. Der Erlös kommt Entwicklungsprojekten in Afrika, Südamerika, Asien und Osteuropa zu Gute. Die Fragen „Wie ernähre ich mich richtig? Nachhaltig? Fair?“ beantwortete die Katholische Landvolkbewegung (KLB) mit einer Ausstellung zur nachhaltigen Ernährung. Solche Produkte stellte der örtliche Edeka Händler Kowalski zusammen mit GEPA vor. „Nachhaltigkeit“ war auch das Thema am Stand der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB). Informationen über ethische und sozialverträgliche Geldanlagen gab es am Stand des Oikocredit Förderkreis Bayern e.V.. Unter dem Motto „Klimaschutz beginnt vor der Haustür“ informierte der Kreisverband Aichach-Friedberg des Bund Naturschutz über konkrete Möglichkeiten zum Handeln vor Ort. Auch die 11 missionierenden Ordensgemeinschaften in der Diözese präsentierten ihre Arbeit. Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) war mit der „Solibrotaktion“ vertreten. Durch eine Spende beim Bäcker beim Kauf von Brot unterstützt der Verband Projekte von Misereor. Mit einem Toilettenhäuschen warb die Kolpingstiftung-Rudolf-Geiselberger für ein Hygieneprojekt in Indien. Pax christi lenkte mit dem Slogan „Friedenslogik wagen statt Sicherheitspolitik verfestigen“ den Blick auf das Thema Nahostkonflikt Israel-Palästina. Materialien zur Fastenaktion für Gemeinde, Schule und Gruppenarbeit gab es am Stand von Misereor.
Auch für das leibliche Wohl war gesorgt
Mit philippinischen Gerichten, einem einfachen Eintopf oder mit Kaffee und Kuchen war auch für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt. Die örtliche Kolpingsfamilie, Merings Frauenbund und Philippininen, die vor Ort wohnen, halfen zusammen, um die Gäste für das bunte Programm zu stärken.
Asyl, Hungertuch, Landwirtschaft und vieles mehr
Mit einem Workshop zum Thema „Flucht, Migration und Asyl“ griff die Katholische Landvolkbewegung (KLB) ein aktuelles Thema auf. Sie stellte auch das neue Misereor-Hungertuch des chinesischen Künstlers Prof. Dao Zi in einem weiteren Angebot vor. Mit dem Film „Der Bauer mit den Regenwürmern“ lud die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) und der Kreisverband des Bund Naturschutz zur Diskussion über konventionelle oder biologische Landwirtschaft ein. Die Energiegenossenschaft EnergieVISION wurde ebenfalls vorgestellt. Für Kinder und Jugendliche gab es das Angebot zum Basteln oder Spielen wie auf den Philippinen oder zum Hören von Märchen aus dem Inselstaat.
Rückruf Mensch
„Wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr… erkennen könnt, was der Wille Gottes ist“, hieß es in der Lesung aus dem Römerbrief bei der Vesper zum Abschluss des Eröffnungstages. Mit diesem Gedanken begann der aus dem Fernsehen bekannte Astrophysiker und Fernsehmoderator Dr. Harald Lesch seine Ansprache. „Die Natur funktioniert“, stellte Lesch fest. Der Mensch erzeugt durch das Verbrennen von Kohle Kohlenstoffdioxid, den die Meere aufnehmen und dadurch immer mehr versauern. Korallenriffe und andere Arten im Meer sterben durch die Versauerung ab. Mehrere ähnliche Beispiele für die konsequente Reaktion der Natur auf die Erderwärmung zeigte Lesch auf. Der Mensch als der Verursacher müsste in einer Art Rückrufaktion vom Markt genommen werden, da er seine Gier nicht beherrschen kann, sagte Lesch. Helfen kann nur, und da überraschte Lesch die Zuhörinnen und Zuhörer am Ende seiner Ansprache, eine Rückbesinnung auf christliche Werte.
Weitere Programmpunkte
Im Rahmenprogramm zur Misereoreröffnung gibt es noch weitere Programmpunkte. Informationen darüber gibt es auf der Internetseite www.misereoreroeffnung.de. Die katholischen Verbände in der Diözese Augsburg führen die Veranstaltung jährlich am zweiten Fastensonntag in Kooperation mit der Abteilung Mission - Entwicklung - Frieden des Bistums Augsburg und einer Pfarrgemeinde durch. 2015 war das Kolpingwerk Diözesanverband Augsburg federführend für die Planung und Durchführung verantwortlich.
Misereor mit Sitz in Aachen wurde 1958 gegründet. Nach dem Prinzip der „Hilfe zur Selbsthilfe“ wurden bisher rund 100000 Projekte in Entwicklungsländern unterstützt. Die 57. Fastenaktion 2015 steht unter dem Motto „Neu denken! Veränderung wagen“. Katholiken in bundesweit rund 10000 Pfarrgemeinden sind zum Mitmachen aufgerufen. Höhepunkt der Misereor-Aktion ist der fünfte Sonntag der Fastenzeit, in diesem Jahr der 22. März. An diesem Tag werden in allen katholischen Gottesdiensten die Gläubigen um Spenden für Menschen in Not gebeten. Das bischöfliche Hilfswerk will mit den Spenden und Kollekten 2015 unter anderem das Überleben der Fischerfamilien auf den Philippinen sichern helfen. 2014 kamen mehr als 16 Millionen Euro zusammen.