Aus Mystik muss Politik werden
„Aus der Mystik, aus unserer Spiritualität muss Politik werden“, forderte Bischof Dr. Bertram Meier beim Eröffnungsgottesdienst für die Misereor-Fastenaktion am 28. Februar in der Pfarrkirche St. Josef in Lindau. Gemeinsam mit den Pfarreien in Lindau und mit der Abteilung Weltkirche des Bistums Augsburg haben die katholischen Verbände unter Federführung des Kolpingwerkes die diesjährige Eröffnungsfeier unter dem Motto „Es geht! Anders.“ vorbereitet.
„Die Jünger müssen herunter vom Gipfel, sie können nicht auf Tabor träumen“, sagte Bischof Meier in Anlehnung an das Tagesevangelium von der Verklärung Christi. Im Blick auf das Beispielland Bolivien sieht Bischof Meier dies erfüllt: „Wir dürfen der indigenen Bevölkerung dankbar sein, dass sie ihre Rechte verteidigt im Kampf gegen die Zerstörung ihres Lebensraumes - hervorgerufen durch Agrarindustrie, Bergbau und die Folgen des Klimawandels.“ An der Seite der Ureinwohner steht für Bischof Meier als „Partner“ „auf Augenhöhe“ das katholische Hilfswerk Misereor. Weltkirchliche Arbeit ist für Meier keine „Scheckdiplomatie“, sondern messe sich an Jesus als Maßstab, der von sich sagte: „Misereor. Ich habe Erbarmen mit dem Volk.“
Gleichzeitig mit der Eucharistiefeier fand im Pfarrzentrum ein Kindergottesdienst statt, an dem 60 Kinder und Eltern teilnahmen. Bischof Bertram Meier, dem die Kinder kurz begegnen konnten, erhielt als Geschenk eine Osterkerze.
Am Ende der Messfeier grüßte Lindaus Oberbürgermeisterin Dr. Claudia Alfons die zahlreichen Gläubigen in der Kirche St. Josef und die Zuhörer der Übertragung von Radio Horeb. Sie brachte zum Ausdruck, wie wichtig es ist, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und in einer globalen Welt einander beizustehen. Den Beitrag, den Misereor dazu leistet, lobte sie sehr.
Im Namen von Barbara Schmidt, Leiterin von Misereor in Bayern, dankte Anton Stegmair, Leiter der Abteilung Weltkirche im Bistum Augsburg, für alles Planen, Umplanen und kurzfristig wieder Reduzieren der vielen Ideen und Aktionen in der Vorbereitung. Schmidt erinnerte in ihrem Grußwort daran, dass es den Projektpartnerinnen und Partnern von Misereor in Bolivien und weltweit während der Pandemie ebenso geht wie uns, „bisweilen noch drastischer, da die Versorgung mit Sauerstoff, Hygieneartikeln, Desinfektionsmitteln oder Masken neben dem Kampf um Land und Ernährungssouveränität nicht selbstverständlich ist.“
Der leitende Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Lindau Insel Robert Skrzypek und Ruhestandspfarrer Wolfgang Bihler, Präses der Kolpingsfamilie Lindau, freuten sich, mit Bischof Bertram Meier auch den Verbändereferenten des Bistums Augsburg, Domdekan Dr. Wolfgang Hacker, und Kolping-Diözesanpräses Wolfgang Kretschmer begrüßen zu können. Banner und Fahnen zeigten im Gottesdienst die Trägerschaft der Veranstaltung durch die katholischen Verbände an.
Seit der Gründung 1958 führt Misereor, das Hilfswerk der deutschen Katholiken für die Entwicklungszusammenarbeit mit der sogenannten Dritten Welt, jährlich in der Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostern die Fastenaktion durch. Die als „Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt“ von der Deutschen Bischofskonferenz gegründete Organisation versucht durch Bildungsarbeit und politische Aktionen auf die Situation der Partner aufmerksam zu machen. Mit Materialien zur Spiritualität hilft Misereor den Gläubigen und Gemeinden die Fastenzeit zu gestalten. Am fünften Sonntag der Fastenzeit, 2021 der 21. März, wird in allen katholischen Kirchen in Deutschland der sogenannte „Misereor-Sonntag“ begangen. Inhaltlich werden dabei die Themen von Misereor aufgegriffen. Die in den Gottesdiensten gesammelten Spenden kommen den Projekten von Misereor zu Gute.