Abstinenz von Kolping nicht in der Diözese Augsburg
98 Mitglieder von Kolpingsfamilien im Bistum Augsburg sind in den Tagen vom 1. bis 4. Mai 2020 der Einladung des Diözesanvorstandes zu vier virtuellen Gottesdiensten mit anschließendem Früh- oder Dämmerschoppen gefolgt. Gemeinsam mit Diözesanpräses Wolfgang Kretschmer feierten sie von zuhause aus die Messe in der Kapelle des Kolpinghauses in Augsburg mit und wurden bei Gebeten, Liedern, Lesung, Kyrie, Evangelium und Fürbitten aktiv eingebunden. Untereinander, mit Robert Hitzelberger, dem Diözesanvorsitzenden, und mit Präses Kretschmer tauschten sie sich im Anschluss über die aktuelle Situation ihrer Kolpingsfamilie aus.
Ein freudiges Hallo gab es bei vielen, als sie die Verantwortlichen aus den anderen Kolpingsfamilien nach den ersten technischen Hürden auf dem Bildschirm sahen. „Bei welchem Friseur warst Du denn?“, war eine der ersten brennenden Fragen, die so manchen interessierte. Begrüßt wurden die Eintretenden von der stellvertretenden Diözesanvorsitzenden Katharina Heckl, die die Teilnehmer im Blick hatte, den Chat betreute, die Lieder einspielte und die Liedtexte anzeigte.
Nach einer technischen Einführung von Robert Hitzelberger startete der Gottesdienst mit dem Eröffnungslied. Anders als bei einer Gottesdienstübertragung per Fernsehen oder im Stream konnten sich die Mitfeiernden einbringen. Die teilnehmenden Diakone verkündeten zum Beispiel allen von ihrem Zuhause aus das Evangelium.
Beim Gottesdienst am 1. Mai stellte Präses Kretschmer die zwei kurzen Sätze von Maria im Evangelium von der Hochzeit zu Kana in den Mittelpunkt seiner Predigt. Wie Maria, die Jesus keinen Wunschzettel vorgelegt habe, so dürfen auch wir Jesus unsere Situation schildern. „Jesus, beende bitte die Corona-Pandemie“, sei keine Aussage nach dem Beispiel Mariens. Wie Maria die Situation ihrem Sohn nahegebracht hätte, stellte Kretschmer in einigen Beispielen dar: „Jesus, den Menschen ist die Freude abhandengekommen“, „Jesus, Menschen werden arbeitslos“ oder „Jesus, Menschen leiden unter der Einsamkeit“. Der zweite Wort Mariens, „Was er euch sagt, das tut“, brachte Kretschmer zur Frage, wie Gotte zu uns spricht. Für den Kolping-Diözesanpräses will Gott immer das Mittun der Menschen. Adolph Kolping zeigt uns, wie Gott zu uns spricht: „Die Nöte der Zeit werden euch lehren was zu tun ist“. In Zeiten von Corona müssten wir schauen, was jetzt die Nöte sind und was zu tun ist, sagte Kretschmer.
Auch wenn es vorherrschende Meinung ist, dass die modernen Medien vor allem jüngere Menschen nutzen, so war es sehr erfreulich, dass viele ältere Mitglieder die Einladung annahmen. Sechs Bezirksvorsitzende und 18 Vorsitzende bzw. Ansprechpartner von Leitungsteams aus Kolpingsfamilien haben am Experiment des Diözesanvorstandes teilgenommen.
Für einen Teilnehmer war es eine erfreuliche Unterbrechung der Kolping-Abstinenz, die er derzeit in seiner Kolpingsfamilie erlebt. „Berührend“ und „eine echte Form der Mitfeier“ waren Rückmeldungen zur Form des Gottesdienstes. Im anschließenden Früh- bzw. Dämmerschoppen berichteten Vorsitzende, wie sie in ihren Kolpingsfamilien mit modernen Kommunikationsformen derzeit arbeiten. Rudi Seitz erzählte, dass die Aufstellung des Maibaums bei der Kirche St. Max in Augsburg ausfallen musste. Mit einer Bildergalerie von den Maibäumen der letzten Jahre hat er die Mitglieder dennoch zu einer virtuellen Maifeier eingeladen. Auch die Kolpingsfamilie Bobingen hat eine virtuelle Maifeier abgehalten (siehe eigener Bericht). Mitglieder aus der Kolpingsfamilie Ichenhausen treffen sich schon seit Wochen zum Stammtisch bei Skype. Die „Veteranen“, eine ehemalige Jugendgruppe der Kolpingsfamilie Höchstädt, hat am Vorabend des Gottesdienstes das erste Treffen über ein Konferenztool durchgeführt. Auch von anderen kreativen Ideen wurde berichtet. Die Kolpingsfamilie Gersthofen hat zum Beispiel seine Mitglieder eingeladen, an der Adolph-Kolping-Kapelle in Gersthofen bemalte Steine abzulegen. Für jeden bemalten Stein will die Kolpingsfamilie 2 Euro an das Jugendwohnen im Kolpinghaus Augsburg spenden.
Trotz des Erfolges und vieler positiver Rückmeldungen waren sich die Teilnehmenden einig: Die virtuelle Begegnung kann – auch wenn es schön ist, sich wieder zu sehen – die persönliche Begegnung nicht ersetzen.
Telefonaktion
Um mit Vorsitzenden und Präsides in Kontakt zu bleiben hat der Diözesanvorstand vor Ostern eine Telefonaktion gestartet. Zum heutigen Stand wurde von den ehrenamtlichen Diözesanvorstandsmitgliedern zu 170 Personen Kontakte aufgenommen. 40 Stunden und 33 Minuten waren die Vorstandsmitglieder am Telefon.