"Frau Abgeordnete, Sie haben das Wort!" Wanderausstellung macht in Augsburg Station
"Politik ist eine viel zu ernste Sache, als dass man sie allein den Männern überlassen könnte.“ Mit diesem Zitat von Käte Strobel verdeutlichte Sylvia Nerf-Kreitschy von der Katholischen Arbeitnehmerbewegung am letzten Freitag gleich zu Beginn der Ausstellungseröffnung, um was sich der ganze Abend drehen werde: Frauen in der bayerischen Politik, im bayerischen Landtag, aber auch ganz konkret auf der kommunalen Ebene.
Eine Frage der Gerechtigkeit
Dr. Simone Strohmayr, SPD Landtagsabgeordnete eröffnete den Abend mit einem nachdenklich machenden Impulsvortrag. Denn vor den über 90 Zuhörern in der Stadtbücherei Augsburg fragte sie. „Ist es gerecht, dass Frauen immer noch weniger verdienen als Männer? Ist es gerecht, dass nur 25% der heute 50-jährigen Frauen überhaupt noch mit einer Rente rechnen können? Ist es gerecht, dass Armut hauptsächlich weiblich ist?“ Obwohl das Frauenwahlrecht im November 1918 errungen wurde und 1919 erstmal ausgeübt werden konnte, stehen wir heute wie damals vor Ungerechtigkeiten, die noch nicht überwunden sind, so das Fazit.
Wege in die Politik
Zur anschließenden Talkrunde gesellte sich neben Dr. Simone Strohmayr und Eva Weber noch Stephanie Schuhknecht als frische gewählte Landtagsabgeordnete dazu. Moderatorin Katja Weh-Gleich (Kolpingwerk Augsburg) interessierten die Beweggründe, die Frauen antreibt, politisch aktiv zu werden. Während Eva Weber in einem politisch geprägten Elternhaus aufwuchs und später ungeplant in der Politik landete, war es bei Stephanie Schuhknecht vor allem die Debatte um den Atomausstieg, die sie auf den Plan rücken ließ. Dr. Simone Strohmayr verinnerlichte politisches Engagement mit ihren Erfahrungen als junge Mutter in Frankreich. Das Nachbarland bot jungen Frauen schon vor 20 Jahren gleich mehrere Möglichkeiten, Karriere und Familie zu vereinbaren. Ein Grund für sie, nach ihrer Rückkehr nach Deutschland aktiv zu werden.
Strukturelle Hürden
Oftmals liegen die Schwierigkeiten für Frauen in der Struktur, die die Politik vorgibt. Im Bayerischen Landtag gibt es mittlerweile eine Kinderkrippe. „Das hat es den Frauen erleichtert, auf höherer Ebene in die Politik zu gehen“, meinte Stephanie Schuhknecht. Doch wenn Sitzungen auf den Abend fallen, hilft das auch nicht weiter. Das wichtigste ist, dass man gut organisiert ist. Kinderkrippe, Großeltern und Partner, alle helfen mit.“ Für Frauen gäbe es nach wie vor Hürden, in die Politik zu gehen, nicht nur die Frage der Kinderbetreuung steht da im Raum. „Männer kommunizieren anders. Und die Mehrheit in Sitzungen ist männlich. Das dauert es mitunter, bis sich eine Frau meldet, da sie keinen weiteren Betrag zum bereits mehrfach Gesagtem leisten möchte, Männern ist das egal“ so Eva Weber.“ Die Kommunikation verändert sich, wenn Frauen anwesend sind“, weiß Stephanie Schuhknecht zu berichten. Bei den Grünen gibt es ein Frauenstatut. In Diskussionen können Männer gebeten werden, den Raum zu verlassen, so dass Fragen rein weiblich diskutiert werden können, was meist zu guten Lösungen führt. Dr. Simone Strohmayr sieht jedoch auch noch Entwicklungsbedarf bei den Frauen selbst. „Wir müssen uns alle mehr zutrauen und unsere erworbenen Kompetenzen auch mit Stolz vor uns hertragen!“
Mut zum Abschluss
Alle drei Politikerinnen ermutigten zum Abschluss gerade junge Frauen, politisch aktiv zu werden und ihre Meinung zu vertreten und öffentlich kundzutun. „Gerne sind wir dabei auch behilflich, es ist immer gut jemanden zu haben, der einen an die Hand nimmt. Bitte kommen Sie auf uns und engagierte Frauen zu,“ schloss Stephanie Schuhknecht die Talkrunde.
Die Organisatoren der Eröffnungsfeier – Vertreterinnen der die katholisches Arbeitnehmerbewegung, des Katholische Deutsche Frauenbundes, das Kolpingwerks Augsburg sowie der Gleichstellungsstelle der Stadt Augsburg freuten sich über den gelungenen Abend. Die Ausstellung ist noch bis zum 3. Februar 2019 in der Stadtbücherei Augsburg zu sehen.