Kultur: Lesung in der Werkstatt

Ludwig Thoma in der Schreinerei

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19.11.2018

Lesungen nach dem Motto „Literatur in der Werkstatt“ gehören inzwischen zum festen Bestandteil des Programmes der Kolpingsfamilie Gersthofen. Patricia und Hermann Steiner luden am 16. November Peter Eder und seine Frau Inge mit dem perlmuttfarbenen Akkordeon zur musikalischen Umrahmung in ihre Schreinerei ein. Ausgesucht hat sich Peter Eder Geschichten von Ludwig Thoma (1867 – 1921), einem bayerischen Schriftsteller, der in seiner Mundart schrieb und die Geschehnisse der Menschen genau beobachtete.

Bei Geschichten wie „Der Kohlenwagen“, „Reisebericht nach Tirol“ über österreichische „Zustände im Coupé“ erfuhren über 50 Kolpingmitglieder humorvoll und ausführlich aus den Lebensumständen dieser Zeit. Die Bauernschaft lag Thoma sehr am Herzen. In zwei Geschichten über „Brautschau“ und „Heiratsvermittlung“ las Peter Eder in bestem bayerischen Dialekt aus einem Vertrag über Austrag mit Wohnung, viel pekuniärer Mitgift (15.000 Mark) und so und so viele Hühner, Enten, der Taubenschlag. Denn: „Ein Ehevertrag ist ein Vertrag wie jeder andere, alles gehört geregelt“. Ein Heiratsvermittler bekam 190 Mark „Schmuserlohn“. Die Gründung des Vereines „Rauchklub Kraglfing“ war ein besonderes Ereignis, bis nach zwei Jahren endlich die Fahne als „Symbolium“ für alle Bürger im Ort ein sichtbares Zeichen dieses Männer-Clubs darstellte. Beim Begräbnis des Josef Sailinger beäugten nach seinem plötzlichen Tod die Menschen am Sarg genau die noble Kleidung der Witwe sowie die anschließende Trauerfeier im Hause des „Realitätenbesitzers“ und lästerten darüber. Als Zugabe hörten die Kolpingmitglieder die 1911 verfasste wohl bekannte Geschichte des Aloisius Hingerl in „Ein Münchener im Himmel“.

Thoma begann in Dachau als Rechtsanwalt zu arbeiten, ließ sich von den Schwestern Marie und Bertha sowie der Haushaltshilfe seiner gestorbenen Mutter Viktoria Pröbstl den Haushalt führen. Seine Kanzlei brachte ihm immer mehr bäuerliche Mandandanten. Aus deren Rechtsfällen schöpfte er aus so manchen Ereignissen Ideen für seine literarische Arbeit.

Warm und gemütlich war’s in der Schreinerei bei Steiners, liebevoll und herbstlich geschmückt von Traudl Lenz. Danach entwickelten sich bei Getränken und Gebäck angeregte Gespräche.

Text und Bilder: Dagmar Benz
19.11.2018
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