Kandidaten im Wahlkreis stellen sich vor
Rund zwei Wochen vor der Landtagswahl nutzten am 21. September rund 70 Bürgerinnen und Bürger die Podiumsdiskussion der Kolpingsfamilie Buchloe, um die Direktkandidaten zur Landtagswahl kennenzulernen.
Andreas Kaufmann (CSU) präsentierte sich als lösungsorientierter Handwerker. Ideologiefrei basierend auf Fakten möchte Rechtanwältin Susen Knabner von den Freien Wählern handeln. Auf eigene Inhalte ohne FDP-Klischees setzt Alexander Zellner. Hannah Fischer will es in der SPD besser machen als ihre Parteikollegen und Dr. Günter Räder vertritt „grüne Ziele“, wäre aber beim B12-Ausbau kompromissbereit. Bewusst verzichtete man darauf, einen Vertreter der AfD einzuladen. Denn laut Reinhard Sesar würden die Positionen der AfD dem Kolping-Leitbild widersprechen. Kolping stehe für eine vielfältige und solidarische Gesellschaft, wo politische und religiöse Extreme keine Plattform hätten. Zudem verleugne die AfD den menschengemachten Klimawandel, so der Leitungsteamsprecher.
Bevor die Zuhörerinnen und Zuhörer Fragen stellen durften, setzten die Moderatoren Thomas Heinze und Manuel Lahner die drängenden Themen Familienpolitik, Klimaschutz und die Spaltung der Gesellschaft auf die Agenda. „Noch deutlich Luft nach oben“ gäbe es bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und deshalb forderte Hannah Fischer kostenfreie Kitas. Für mehr Kindergartenpersonal sprach sich Alexander Zellner aus, ließ aber offen, woher er die Fachkräfte nehmen will. Während Fischer und Dr. Räder die Elterngeld-Kürzung für Besserverdiener verteidigten, hält die Freie-Wähler-Kandidatin dies für ein falsches Signal und einen Rückschritt. Aus eigner Erfahrung sieht Andreas Kaufmann die Arbeitgeber bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie gefordert, wenn sie gute Leute möchten.
Bei der Frage, wie die Kandidaten Klimaschutz und Wohlstand in Einklang bringen wollen, stand die Energieversorgung im Mittelpunkt. Die 94 Prozent regenerativ erzeugter Strom in Ostallgäu seien für Kaufmann noch zu wenig. Er will die Menschen mitnehmen, vor allem aber bei Windrädern und Photovoltaikanlagen keine Investoren von außen haben. Während Hannah Fischer PV-Anlagen lieber auf Dächern hätte, war sich Dr. Räder sicher, dass die Dächer dafür nicht ausreichen.
Mehr Empathie, weniger Schubladendenken und ein respektvoller Diskurs sei der Wunsch von Susen Knabner für eine besseres Miteinander in der Gesellschaft. Mehr zuhören und die Menschen mitnehmen, empfahl Andreas Kaufmanns. Als Negativbeispiel nannte er die schlechte Kommunikation beim Heizungsgesetz. Auch Alexander Zellner will die Themen leichter, verständnisvoller erklären und offen aufeinander zugehen. Ein großes Problem dabei sah Hannah Fischer in Desinformationen, wo an Stimmtischen und in sozialen Medien „hanebüchene Lügen“ verbreitet und die dann irgendwann als Wahrheit gesehen werden. Zudem fehle laut Dr. Günter Räder oft die Gesprächsbasis, weil wissenschaftlich bewiesene Fakten die Gültigkeit abgesprochen werde und viele Menschen „ihre eigene Wahrheit“ hätten.