Handy wichtiger als Toilette
Der Toiletten- Notstand in Indien und die sich daraus ergebenden Probleme für die Menschen war Thema eines Vortrags von Mr. Anthony Raj und Mr. Sebastian aus Indien am 11. 11. 2016 an der Mittelschule Buchloe. Die Schüler lauschten interessiert und auch betroffen einem Thema, über das man nicht gerne spricht. Ein Hauptprojekt des Kolpingwerks Indien, der Mr. Raj als Präses und Mr. Sebastian als Organisationsdirektor vorstehen, ist das Errichten von Toiletten auf dem Land.
Für die Notwendigkeit dieser Aktion muss allerdings zuerst das Bewusstsein der Menschen vor Ort geweckt werden. Die Schüler sahen auch einen Kurzfilm über die ziemlich schockierenden Zustände auf dem Land. Um die 600 Millionen Menschen leben dort ohne Toilette. Sie müssen ihre Notdurft im Freien verrichten. Mit den Fäkalien gelangen Keime in den Boden und ins Trinkwasser.
Für Frauen und Mädchen ergeben sich besondere Gefahren. Um nicht von den Männern gesehen zu werden, gehen sie in der Dunkelheit auf die Felder, um sich zu erleichtern. Muss eine Frau am helllichten Tag in die Büsche, läuft sie Gefahr von Männern gefilmt zu werden und erregt den Unmut der Dorfbevölkerung, weil sie gegen geltenden Brauch verstoßen hat. Der Bau einer Toilette außerhalb des Hauses kostet 350 €. Der indische Kolping-Nationalverband unterstützt die Menschen vor Ort bei diesem Projekt mit Rat, Tat und Geld.
In der anschließenden Diskussion äußerten einige Schüler ihr Unverständnis darüber, warum es für die Menschen dort so schwierig sei, Gräben auszuheben und Plumpsklos zu errichten. Als Gründe für dieses Missverhältnis erklärten Mr. Raj und Mr. Sebastian den Schülern, dass nach altem Aberglauben die Toilette nicht im Haus, sondern weit weg sein muss. So ergeben sich Zusatzkosten. Zum anderen gilt eine Toilette nicht als Lifestyleprodukt wie ein Handy, Satellitenfernsehen oder ein Motorrad. Die Menschen müssen also erst vom Sinn der Hygiene überzeugt werden, und das ist nach Mr. Raj eine große Aufgabe.
Die „AG EINE-WELT der Mittelschule spendete 50 Euro aus ihrem Erlös aus Aktionen des letzten Schuljahres.