Sabine Eltschkner als erste Geistliche Leiterin auf Diözesanebene gewählt

Kolping-Werte contra extreme Rechte

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03.05.2024

An der Pinnwand Kolpingjugend bei der Diskussion Rechenschaftsbericht


Abstimmung im Plenum


Messfeier in Maria Ward mit Kolpingmesse


Verlosung von Fairen-Brotzeiten zur 72-Stunden-Aktion


Gespräch zum Thema Rechtsradikalismus


Willkommen der neuen Geistlichen Leiterin Sabine Eltschkner


Robert Hitzelberger freut sich über den Besuch von Ágnes Kaiserné Jósvai aus Ungarn


Erwin Fath berichtet vom Landesverband


Auszeichnung für Kolpingsfamilien

Auch wenn viele Verbände für Neutralität ständen, sei damit nur eine parteipolitische Neutralität gemeint und keine Werte-Neutralität, sagte Florian Rieder von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in Bayern bei der Diözesanversammlung des Kolpingwerkes in der Diözese Augsburg am 27. April 2024 in Augsburg. Die Werte der AfD widersprächen klar dem Leitbild von Kolping in Deutschland, führte der Referent vor den rund 100 Teilnehmenden aus. Daher fordert die Diözesanversammlung in einem Aufruf auch alle Wahlberechtigten auf, bei der Europawahl am 9. Juni ein Zeichen für ein solidarisches, demokratisches und soziales Europa zu setzen. Die Diözesanversammlung wählte erstmals in Bayern eine Geistliche Leiterin auf Diözesanebene. Die Gemeindereferentin Sabine Eltschkner aus der Kolpingsfamilie Biberbach wird ehrenamtlich zusammen mit Kolping-Diözesanpräses Wolfgang Kretschmer die spirituelle und kirchliche Ausrichtung des Verbandes unterstützen.

Extreme Rechte – Herausforderung für Kolping

In seinem Vortrag zum Thema „Extreme Rechte – Herausforderung für die Gesellschaft und auch für die Kolpingsfamilie“ stellte Florian Rieder die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus in Bayern vor, ging auf die Definition des Begriffs „Rechtsradikalismus“ ein, erläuterte wichtige Studien und die Strategien der Rechten und zeigte auf, wo extreme Rechte in Schwaben aktiv sind. Rechtsradikale Vereinigungen seien im politischen Bereich angezogen von diktatorischen Regierungsformen, würden einen aggressiven Nationalismus vertreten und den Nationalsozialismus verharmlosen bzw. rechtfertigen. Im sozialen Bereich seien sie gekennzeichnet durch antisemitische, fremdenfeindliche und sozialdarwinistische Einstellungen.

Dass auch das Kolpingwerk in der Diözese Augsburg als Teil der Gesellschaft in seinen Reihen Menschen haben wird, die eine Diktatur befürworten, zeigte Rieder mit Hilfe der Mitte Studie 2022/23 der Friedrich-Ebert-Stiftung auf. Nach Rieder ist davon auszugehen, dass fast 800 der rund 12.000 Kolping-Mitglieder eine Diktatur begrüßen würden. Die Mitte Studie zeige auch, dass 8,3 Prozent der Befragten ein manifest rechtsextremes Weltbild vertreten. 20,1 Prozent werden in einem Graubereich eingeordnet.

Die Strategien der neuen Rechte fasste Rieder mit den Schlagworten Reframing (Umdeutung), Feindbild, Opferstatus, Spektakel/Tabubrüche, Selbstverharmlosung, Emotionalisierung und Desinformation zusammen. Dabei nutzten sie vor allem die sozialen Medien wie TikTok.

Auf die Frage, was man gegen Rechtsradikalismus tun kann, antwortete Florian Rieder, dass es hilft, wenn die eigene demokratische, solidarische und menschenfreundliche Position gestärkt und offensiv vertreten wird. Man solle auch keinerlei inhaltliche Zugeständnisse an menschenfeindliche Positionen machen. Wichtig sei es die Perspektive der Betroffenen ernst zu nehmen und solidarisch zu handeln. Opfer und Betroffene rechter Gewalt sollten unterstützt werden und Solidarität erfahren. Ebenfalls sollen Strukturen der Neuen Rechten vor Ort klar benannt werden und keine falsche Rücksicht auf den eigenen guten Ruf genommen werden. Allgemein soll zivilgesellschaftliches Engagement gegen Rechts(-extremismus) und Gruppenbezogenene Menschenfeindlichkeit gestärkt werden.

In der anschließenden Diskussion berichteten Vorsitzende von Kolpingsfamilien von ihren Erfahrungen bei Podiumsdiskussionen zur Landtagswahl im vergangenen Jahr, wo zum Teil die AfD eingeladen oder auch nicht eingeladen wurde. Rieder gab zu bedenken, dass die AfD die Veranstaltungen leicht für sich instrumentalisieren kann. Dies sollte nicht im Interesse der Kolpingsfamilie sein. Die Kolpingjugend verwies darauf, dass sie zum Beispiel bei der Diözesankonferenzen Demokratie niederschwellig erlebbar mache. Auch solle es, so ein Redebeitrag, Aufgabe der Kolpingsfamilien sein, die von der Mitte Studie im Graubereich eingeordneten Menschen, für unsere Werte zu gewinnen. Für diese Menschen sei es auch wichtig, die Ursachen zu bearbeiten, warum sie mit rechtem Gedankengut sympathisieren.

Ergänzend verwies Diözesanvorsitzender Robert Hitzelberger darauf, dass das Kolpingwerk Deutschland eine Handreichung zum Umgang mit der AfD herausgegeben hat. Zudem wird derzeit ein Beschluss zur Unvereinbarkeit einer Kolpingmitgliedschaft mit einer AfD-Mitgliedschaft rechtlich geprüft. Für die Kolpingsfamilien wird derzeit ein Vortragsangebot zum Themenfeld erarbeitet, das demnächst buchbar ist. Plakate mit dem Kolping-Logo und dem Slogan „Zusammen Demokratie stärken“ waren für alle Kolpingsfamilien zum Mitnehmen vorbereitet.

Für ein demokratisches, solidarisches und soziales Europa

Mit großer Mehrheit beschloss die Versammlung die Erklärung „Unsere Stimme für ein demokratisches, solidarisches und soziales Europa“. Der Beschluss fußt auf dem Leitbild von Kolping in Deutschland, wo es unter anderem heißt: „Jegliche Formen von politischen oder religiösen Extremismen haben in unserer Mitte keinen Platz. Gleichberechtigtes und der Chancengleichheit verpflichtetes Handeln sind für uns unverzichtbar.“ Kolping ruft mit der Erklärung zur Beteiligung an der Europawahl am 9. Juni auf. „Das Kolpingwerk Diözesanverband Augsburg, seine Bezirksverbände und Kolpingsfamilien treten entschlossen für die Stärkung der Demokratie, die Förderung einer bunten und vielfältigen Gesellschaft sowie den energischen Kampf gegen Rechtsextremismus ein“, heißt es im beschlossenen Text.

Sabine Eltschkner erste Geistliche Leiterin

Einstimmig wählten die stimmberechtigten Mitglieder der Diözesanversammlung Sabine Eltschkner aus Biberbach zur Geistlichen Leiterin von Kolping in der Diözese Augsburg. Mit der 64-Jährige Gemeindereferentin wurde zum ersten Mal in der Verbandsgeschichte in Bayern das Amt der Geistlichen Leitung in einem Kolping-Diözesanverband besetzt. Seit 1993 gibt es im Kolpingwerk Personen, die den Pastoralen Dienst im Verband ohne ein Weiheamt der katholischen Kirche ausüben. Seit einer Satzungsänderung 2010 ist die Geistliche Leitung dem Amt des Präses auf allen Verbandsebenen gleichgestellt. Bei ihrer Vorstellung sagte Sabine Eltschkner: „Ich möchte mich im Diözesanvorstand engagieren, weil ich von der Zukunftsfähigkeit des generationsübergreifenden Miteinanders von Christinnen und Christen bei Kolping überzeugt bin. Daran möchte ich aktiv mitarbeiten.“ Seit vielen Jahren engagiert sich Sabine Eltschkner ehrenamtlich in ihrer Kolpingsfamilie Biberbach und im diözesanen Fachausschuss „Kirche mitgestalten“. Bischof Dr. Bertram Meier, der entsprechend der Satzung bei der Wahl einer Person in das Amt der Geistlichen Leitung befragt werden muss, stimmte „gerne und vorbehaltlos“ der Kandidatur von Sabine Eltschkner zu und hält sie „für diese Aufgabe von ihrem Werdegang her sicherlich bestens geeignet“.

Auf nach Köln!

Im Jahr 2025 feiert das Kolpingwerk Deutschland 175-Jähriges Jubiläum des Verbandes. Zu diesem Anlass wird es vom 2. bis 4. Mai in Köln eine Jubiläumsveranstaltung mit dem Motto „Schwarz. Orange. Bunt. Zusammen sind wir Kolping“ geben. Der Diözesanverband hat verschiedene Reiseangebote erarbeitet, die bei der Diözesanversammlung erstmals vorgestellt wurden. Neben einer Busreise über das Wochenende ist eine Tour ab 1. Mai mit Station in Wuppertal geplant. Die Teilnehmenden können dabei die „Wiege“ des Katholischen Gesellenvereins kennen lernen und auf den Spuren von Johann Gregor Breuer und Adolph Kolping wandeln. Mit dem Katholischen Sozialinstitut in Siegburg auf dem Michaelsberg wurde ein Hotel mit Drei Sterne Komfort und einzigartigem historischen Ambiente im ehemaligen Benediktinerkloster gefunden. Auch für Mitglieder der Kolpingjugend gibt es ein preiswertes Reiseangebot mit Unterbringung in der Kölner Jugendherberge. Für alle Angebote gibt es einen Frühbucherrabatt bis zum 31. Dezember 2024.

Diözesanverband zeichnet Kolpingsfamilien aus

Sechs Kolpingsfamilien wurden bei der Diözesanversammlung durch Diözesanvorsitzenden Robert Hitzelberger und Diözesanpräses Wolfgang Kretschmer ausgezeichnet. In der Kategorie „Anteil der 0-17-Jähringen“ kam die Kolpingsfamilie Blonhofen-Aufkirch mit 33 Prozent auf dem dritten Platz. Die Kolpingsfamilie Kellmünz belegte den zweiten Platz mit 36 Prozent. 118 der 192 Mitglieder der Kolpingsfamilie Rieder sind unter 18 Jahren (61 Prozent). Mit der Bezeichnung „in häuslicher Gemeinschaft“ fasst die Kolping-Statistik Ehepaare, Geschwister oder auch mehrere Generationen in einem Haushalt zusammen. In der Kolpingsfamilie Oberbernbach ist der Anteil der Personen bei 32 Prozent, in der Kolpingsfamilie Weilheim bei 34 Prozent und bei der Kolpingsfamilie Dinkelsbühl sogar bei 44 Prozent.

Kindertag, Jugendbegegnung, Rechenschaftsbericht, Gottesdienst…

Die Diözesanleitung der Kolpingjugend verloste bei der Versammlung unter den 16 Kolping-Gruppen, die sich an der 72-Stunden-Sozialaktion des BDKJ erfolgreich beteiligt haben, eine faire Brotzeit. Gewinner sind die Kolpingjugenden aus Blonhofen, Lindau und Rieder. Herzlich luden sie zur Internationalen Jugendbegegnung mit Gästen aus Indien, Ungarn und Südafrika vom 16. Bis 24. September 2024 und zum diözesanen Kindertag am 15. Juni 2024 nach Ebenhofen ein.

Neben dem gedruckten Rechenschaftsbericht und einer Bildershow gab es erstmals die Möglichkeit zu vierzehn ausgewählten Themen aus dem Jahr 2023 an Pinnwänden weitere Informationen einzuholen und zu diskutieren. Zu den im vergangenen Jahr beschlossenen Anträgen zum Umbau der Struktur und zur Klimaneutralität legte der Diözesanvorstand in der Versammlung Rechenschaft über die angegangenen Schritte ab. Geschäftsführer Heinrich Lang stellte den Finanzbericht vor und erläuterte die Zahlen der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung. Zudem berichtete Robert Hitzelberger, welche Konsequenzen der Diözesanvorstand aus den Themen der Open-Space-Methode bei der Verantwortlichenkonferenz im Januar 2024 gezogen hat.

Als Vorsitzender des Kolping-Ferienwerk lud Heinrich Lang zum 50-Jährigen Jubiläum des Kolping-Ferienhauses am 7. September 2024 nach Weißenbach in Österreich ein. Die Selbstversorgerhütte im Lechtal in Tirol wurde mit großer Eigenleistung der Kolpingsfamilien im Bistum Augsburg errichtet.

Grußworte an die Versammelten überbrachten der Verbändereferent der Diözese Augsburg, Domvikar Dominik Zitzler, Ágnes Kaiserné Jósvai für das Kolpingwerk in Ungarn und Erwin Fath als Landesvorsitzender des Kolpingwerkes in Bayern.

Angelpunkt der Versammlung war die Messfeier vor dem Mittagessen in der Hauskapelle von Maria Ward. Diözesanpräses Wolfgang Kretschmer stand mit seinem Vorgänger Josef Hosp und Verbändereferent Domvikar Dominik Zitzler der Messfeier vor. Pater Norbert M. Becker leitete den um ein paar musikbegeisterte Personen erweiterten Kolpingjugend-Chor der Kolpingsfamilie Schwabmünchen. Gesungen wurde die von Becker getextete und komponierte Kolpingmesse „für Menschen wie dich“.

03.05.2024
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