#WirBleibenZuhause - und sind dennoch (gedanklich) unterwegs!
Da aufgrund der Corona-Pandemie unsere Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist, lädt das Kolpingwerk Diözesanverband Augsburg zu einem virtuellen Sonntagsausflug zu Kapellen, Gipfel- und Feldkreuzen, Kirchen mit Kolping-Reliquien... ein.
Pilgerbrunnen Basilika St. Ulrich und Afra (Kolpingsfamilie St. Ulrich und Afra in Augsburg)
Zum Abschluss der Innen- und Außenrenovierung der evangelisch-lutherischen Kirche St. Ulrich und der römisch-katholische Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg haben die beiden Pfarreien ihren gemeinsamen Kirchhof durch Landschaftsarchitektin Tanja Strauch neugestalten lassen.
Die Kolpingjugend St. Ulrich und Afra wollte im Rahmen der BDKJ-72-Stunden-Aktion 2013 den Pilgerbrunnen in diesem Hof schaffen. Aufgrund der Bauverzögerung kam es leider nicht dazu. Erst zum 100-Jährigen Jubiläum der Kolpingsfamilie im Juli 2019 war es dann soweit. Die Kolpingjugend gestaltete den Entwurf auf Papier, der dann von der Glashütte Alte Kirche Lohberg in Glas umgesetzt wurde. Zum Jubiläum wurde das neugestaltete Werk erstmals über einem sanierten Brunnentrog aus dem Jahr 1825 an einer Wand im gemeinsamen Hof der beiden Kirchen angebracht. Aufgrund technischer Probleme verzögerte sich die endgültige Aufhängung noch bis Ende Juni 2020.
Thema „Zusammenhalt“
Ein Mitglied der Kolpingsfamilie beschreibt die Intention der Künstler so: „Die linke Platte stellt die Afra dar. In der Mitte sind die Symbole Fisch und Buch, welche den Ulrich darstellen sollen, und rechts die Symbole für Simpert. Alle Platten sind einzeln. Da die Zeichnungen aber von einer Platte in die andere übergeht, gehören sie alle zusammen. Dies sollen auch die Hände zeigen, welche die drei mit der Pilgermuschel in der Mitte zusammenhalten. Das Bild soll zeigen, dass alle drei Heiligen zu unserer Basilika gehören. Das soll auch das Thema „Zusammenhalt“ wieder spiegeln, was uns vor allem während der Gestaltung des Bildes als Kolpingjugend wichtig war.“
Wie ein mittelalterlicher Flügelaltar
Das Werk besteht aus sechs unterschiedlich großen Glasplatten, auf denen verschiedene Symbole angebracht sind. Drei gleichgroßen hochrechteckigen Glasscheiben bilden den Hauptteil. Darunter sind drei weitere rechteckige Glasflächen in unterschiedlicher Größe angebracht. Ein breiter mittlerer Streifen wird von zwei fast quadratischen Flächen begleitet. Im Gesamtbild entsteht ein Kunstwerk wie bei einem mittelalterlichen Flügelaltar oder Triptychon. Bei den Altären war zwischen dem aufklappbaren Hauptteil und dem Altartisch eine Predella angebracht. Die drei oberen Flächen sind wie die Flügel des Altars, die drei schmalen wie die Predella und der Brunnentrog wie der Altartisch.
Eine Deutung eines Betrachters
Die drei unteren Glasflächen sind in schwarzer Grundfarbe gehalten. Nur die breite Fläche in der Mitte ist mit zwei offenen Händen und einer Muschel gestaltet. Die drei Platten sind „schwarz, damit die Verbindung mit dem schwarzen Brunnen wiederhergestellt wird“, beschreiben die Künstler die Intention.
Die Hände erinnern an eine alte Gebetshaltung. Gläubige Menschen traten und treten mit ausgebreiteten, nach oben offenen Händen, stehend vor ihren Gott. Diese als „Orante“ bezeichnete Haltung symbolisiert die Pilger, die zu den Gräbern der Augsburger Bistumspatrone kommen. Für sie steht auch die Jakobsmuschel. Die Pilger auf dem Jakobsweg, der auch durch Augsburg führt, haben die Muschel mit nach Hause gebracht. So ist sie zum Zeichen für die Pilger geworden.
Auch wir sind eingeladen, aus unserem Alltag herauszutreten (symbolisiert durch die schwarze Farbe) und vor Gott mit offenen Händen hinzutreten. Wir dürfen ihm alles hinhalten.
Die Muschel diente den Pilgern auch als Schöpfgefäß. Hier am Brunnen wie am Wallfahrtsort können die Pilger aus vielen Jahrhunderten Trost, Kraft, Hilfe, Orientierung… schöpfen.
Die drei Glasplatten drüber sind in blauer Farbe, die nach unten hin ins dunklere verläuft, hinterlegt. Stehen die Symbole darauf für die Quellen, aus denen der Pilger hier schöpfen kann?
In der Mitte liegt ein offenes Buch, das ist sicher als Bibel zu deuten ist. Aus dem Wort Gottes leben die Christen aller Konfessionen. Von diesem Wort lassen sie sich hinterfragen, lassen sie sich ansprechen, herausfordern, ermutigen, motivieren, trösten, beruhigen…
Die Darstellung des Buches erstreckt sich über alle drei Glasplatten. Aus dem Wort Gottes haben die drei Personen geschöpft, die mit den drei weiteren Symbolen angedeutet sind. Alle drei sind wie alle Christen durch das Wasser der Taufe (blaue Farbe) neu geboren worden.
Die Flammen links – auf der Frauenseite – stehen für die heilige Afra. Als „Mutter des Glaubens in unseren Breitengraden“ bezeichnete sie der neue Bischof von Augsburg, Dr. Bertram Meier, bei seiner Predigt am Afrafest 2019. Die aus Zypern oder Afrika stammende Märtyrerin soll 304 auf einer Insel im Lech verbrannt worden sein. Schon bald nach ihrem Tod wurde ihr Grab an der Stelle der heutigen Basilika verehrt.
Eine Frau steht am Anfang des christlichen Glaubens in Augsburg. Nach ihrem Vorbild, dürfen wir suchend, fragend und bekennend den Weg des Glaubens gehen.
Von rechts kommt ein Wolf ins Bild mit einem Stoffband im Mund, in dem ein Kind liegt. Die Legende erzählt, dass der Wolf das zuvor geraubte Kind auf die Fürsprache des Augsburger Bischof Simpert (geboren um 750, gestorben 807) unversehrt zurückbrachte. Auch wir dürfen im Gebet darauf vertrauen, dass Gottes Möglichkeiten unsere Vorstellung überschreiten.
Der Fisch, der die mittlere und die rechte Glasplatte verbindet, steht für den heiligen Ulrich (890 bis 973). Im Liedtext von Arthur Piechler wird Ulrich, dessen Grab sich ebenfalls in der Basilika befindet, als „Streiter in Not, Helfer bei Gott“ besungen. Die Legende über sein Leben berichtet, dass er als Bischof von Augsburg für die Menschen sorgte. Über die Jahrhunderte hinweg, tritt er für uns ein.
Beide Bischöfe haben uns das Wort Gottes ausgelegt. Beide stehen für die Sakramente, die sie als Bischöfe - und die Priester im Bistum stellvertretend für sie - mit und für die Gläubigen gefeiert haben. Aus der Feier der Sakramente in der Basilika schöpfen die Pilger Kraft.
Das Blau steht nicht nur für das Wasser, sondern auch für den Himmel. Die drei Heiligen und die Heilige Schrift sind ein Geschenk des Himmels, damit wir unseren Weg miteinander gehen können. Der Himmel ist hier in der Basilika durch die Heiligen offen. Wir können hier Gott begegnen, uns vor ihn hinstellen, die Hände ausbreiten und ihm alles hinhalten, uns verwandeln lassen und von ihm alles empfangen.
Unterhalb der Glastafeln ist folgende Beschriftung angebracht: „Ulrichsbrunnen. Glasbild gestiftet von der Kolpingsfamilie St. Ulrich und Afra anlässlich ihrer 100-Jahrfeier 2019. Gestaltung: Kolpingjugend. Anfertigung: Glashütte Alte Kirche Lohberg“
(Bilder: Kathrin Rundt, Sebastian Vogele)
Aus dem Evangelium vom 4. Juli (Heiliger Ulrich)
"In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe!
Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.
Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird.
Das ist mein Gebot: Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.
Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.
Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage.
Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr habe ich euch Freunde genannt; denn ich habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.
Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt. Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet.
Dies trage ich euch auf: Liebt einander!"
Vollständiger Text Evangelium (Johannes 15, 9-17) unter: www.bibleserver.com
Texte des Samstags im Schott-Messbuch auf: www.erzabtei-beuron.de
Aus meinem Tourtagebuch
Sankt Ulrich: das war einer, der sich nicht versteckt hat und mutig war. Im Gebet und Handeln war er gleichermaßen ein Freund Gottes.
Ein großartiges Vorbild!
Für diejenigen, die zu mutlos sind, um das Richtige endlich anzupacken und für jene, die vor blinder Aktionswut vergessen haben, worum es geht: mit Gott verbunden bleiben.
Im Evangeliumstext heißt es heute: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt.“ Eine Erinnerung daran, dass wir nicht verpflichtet sind etwas zu tun, sondern, dass wir uns erst dafür oder dagegen entscheiden dürfen. Wir alle sind freie Menschen und Gott streckt uns die Hand hin.
Werde ich diese Hand ergreifen und mit ihm gemeinsam gehen? Gerade junge Leute stehen oft vor großen Entscheidungen. Vielleicht ist es da einen Versuch wert, in sich zu gehen, Tiefe zu spüren, zu beten und zu versuchen, Gottes helfende Hand zu ergreifen.
Mut tut gut! Und mit einem starken Freund an der Hand fällt es doch nicht schwer, mutig zu sein.
Tobias Mairle, Diözesanleiter der Kolpingjugend
Eintrag ins Gipfelbuch
Großer Gott, Du hast Großes gewirkt im Leben des Heiligen Ulrich.
Du willst auch Großes in meinem Leben wirken.
Voraussetzung dafür ist, dass ich auf dich höre und dann handle.
Schenke mir ein hörendes Herz.
Kolping-Diözesanpräses Wolfgang Kretschmer
Ulrichslied - Streiter in Not, Helfer bei Gott
Was für unterwegs...
"Also nur guten, fröhlichen und frischen Mut,
und wenn das Stück Arbeit auch noch so riesig aussehen sollte.
Der große Gott, der die hohen Alpen aufgetürmt hat,
der das ungeheure Weltmeer ausgegossen,
hat auch die Pfade gezeigt, die über die Berge führen,
und das Holz leicht gemacht, daß es auf dem Wasser schwimmt,
und Wind dazu, daß man rund um die Erde segeln kann."
Adolph Kolping
Siehe auch
Link zur Karte (Google Maps)
Wer sehen will, wo der Brunnen steht, sich mit dem Finger auf der Karte auf den Weg machen möchte, kann hier dem Link folgen oder die GPS-Daten verwenden: 48°21'42.5"N 10°53'58.7"E