Kolping-Gemeinschaft über den Tod hinaus

Der Stiftungsrat der Kolping-Stiftung Augsburg und der Diözesanvorstand des Kolpingwerkes haben sich entschieden, Kolpingmitgliedern die Möglichkeit zu einer Bestattung in einem Gemeinschaftsgrab anzubieten. Auf dem Katholischen Friedhof an der Hermanstraße in Augsburg ist in den vergangenen Monaten die Grabanlage mit mehreren Plätzen für Erd- und Urnenbeisetzungen entstanden.

Grabkultur im Wandel

Friedhöfe heute

Wer heute einen Friedhof besucht, erkennt sofort die Veränderungen in der Bestattungskultur. Wo sich früher Grab an Grab reihte, tuen sich heute große Lücken auf. Eine größer werdende Zahl von Gräbern ist ungepflegt. Dort wo es traditionell nur Erdbestattungen gab, entstehen Plätze für Urnengräber und Felder für anonyme Beerdigungen. Auch wenn die Bestattung von Verstorbenen seit der frühen Zeit der Christenheit ein Unterscheidungsmerkmal zu anderen Religionen und Kulturen war, so hat sich die Form dennoch je nach den Gegebenheiten der Zeit verändert. Der Glaube an die Auferstehung ist über alle Jahrhunderte hinweg gleichgeblieben. „Tote zu begraben“, gehört für Christen daher zu den sieben Werken der Barmherzigkeit.

Kolping in der Diözese Augsburg möchte mit dem Gemeinschaftsgrab einen Akzent in dieser Entwicklung setzten. Kolpingmitglieder und Interessierte können bereits vor ihrem Tod festlegen, im Kolpinggrab beigesetzt zu werden. Alle Kosten, die für Grab und Grabpflege entstehen, werden im Voraus entrichtet. Nur noch die direkt bei der Beerdigung entstehenden Kosten müssen beim Begräbnis bezahlt werden. Kolping möchte damit Menschen, die niemanden zur Grabpflege haben oder die ihren Angehörigen diese nicht zumuten wollen, die Möglichkeit für einen würdigen und schönen Ort des Begräbnisses geben.

Kunst aus Glas, Holz und Metall

GCL-Gemeinschaftsgrab

Der Religionspädagoge und Künstler Martin Knöferl konnte für die Gestaltung des Grabes gewonnen werden. Holz, Glas und Metall sind die bevorzugten Materialien des in Hörzhausen bei Schrobenhausen lebenden Bildhauers. Knöferl hat bereits Erfahrung in der Gestaltung von Gräbern. Auf dem Hermanfriedhof hat er das Gemeinschaftsgrab der „Gemeinschaft christlichen Lebens“ (GCL) und die Kindergrabanlage „Sternenkinder“ entworfen und ausgeführt.

"...die Liebe, die Treue, sie bleiben bestehen..."

Kolpinggrab bisher

Wahrscheinlich gab es ein Kolpinggrab auf dem Hermanfriedhof seit Präses Benedikt Ostner im Alter von 35 Jahren 1862 gestorben ist. Ostner hatte die Gaststätte „Zur blauen Ente“ 1857 gekauft und 1859 als Kolpinghaus in die heute als Kolping-Stiftung Augsburg bestehende Stiftung eingebracht. Nach dem Tod von Diözesanpräses Bartholomäus Ponholzer (1827-1892) kam um 1900 der wandernde Geselle an das Grab. Die Steinfigur mit dem jungen Handwerker, der einen Rucksack auf dem Rücken und Stock und Hut in der Hand trägt, erinnert an das Kolping-Grablied von Otto Josef Lohmann (1838-1916). Im Text ist die Rede von den „wandernden Burschen“, die mit „Bündel und Stab“ niederknien am Grab von Adolph Kolping in der Kölner Minoritenkirche und sich daran erinnern, was der „unter dem Stein“ Begrabene ihnen „Gutes getan“ hat. Auf einem alten Bild ist erkennbar, dass sich das ursprüngliche Grab an einer anderen Stelle befand. Neben Präsides und Mallerdorfer Schwestern, die im Kolpinggrab beerdigt sind, wird auf dem Grabstein auch an alle anderen verstorbenen Diözesanpräsides erinnert. Rudolf Geiselberger (1933-1987) und Weihbischof Josef Zimmermann (1901-1976) sind unter den Genannten.

Der wandernde Geselle wandert wieder

Die neue Kolping-Gemeinschaftsgrabanlage wird aus Platzgründen an einer anderen Stelle im Hermanfriedhof errichtet. Der alte Stein verbleibt an der bisherigen Grabstelle. Die Steinfigur des wandernden Gesellen ist – nach einer gründlichen Restaurierung – in die neue Grabanlage integriert worden. Das neue Kolpinggrab soll auch Erinnerungsstätte an alle verstorbenen Diözesanpräsides sein. Für die Restaurierung des „Wandernden Gesellen“, für die künstlerische Gestaltung der Grabanlage und für die Erinnerungsstätte an die verstorbenen Diözesanpräsides bitten die Kolping-Stiftung Augsburg und das Kolpingwerk um Unterstützung durch Spenden.

Spendenkonto:

Empfänger: Kolping-Stiftung Augsburg
LIGA-Bank Augsburg
Stichwort "Kolpinggrab"
IBAN: DE66 7509 0300 0700 1800 50
BIC: GENODEF1M05

"Kolping 1851 in der Vereinsbeilage des „Rheinischen Kirchenblattes:

Nicht wahr, lieber Leser, du bist doch nicht gerade ein bloßer Fleischklumpen, der aufs blinde Ungefähr durch die Welt herumkugelt, dem´s genug ist, wenn er eben Speise und Trank zur Genüge auftreiben kann, sich nach gehabter Mühe des Tages dem notwendigen Schlafe überlässt und mit stumpfer Gleichgültigkeit dem Tage entgegensieht, wo er den letzten Seufzer aushaucht, um wieder in den Staub gescharrt zu werden, aus dem er genommen worden ist?

Jawohl, du hast eine lebendige Seele in deinem Leibe, oder vielmehr du bist eine lebendige Seele (...) Ein unsterbliches Wesen, eine Seele, die in Ewigkeit fortdauern soll und muss!

Setze dich nur ruhig hin und schaue dir das inhaltschwere Wort an:
D u   b i s t   f ü r   d i e   E w i g k e i t   d a.“


Zitiert nach: Christian Feldmann, Adolph Kolping. Für ein soziales Christentum, Herder, Freiburg, Basel, Wien, 4. Auflage, 1991, S. 124.

Helfende Hände gesucht

Die neue Grabanlage braucht Pflege. Wir suchen Ehrenamtliche, die bereit sind, von Zeit zu Zeit nach dem Grab zu schauen, zu gießen, Laub wegzuräumen… Bei Interesse, bitte einfach im Diözesanbüro melden.

Kolpingwerk Diözesanverband Augsburg
Frauentorstraße 29
86152 Augsburg
Telefon: +49 821 3443 134

Seit kurzem gibt es einen Wikipedia-Eintrag für Bartholomäus Ponholzer. Er war von 1862 bis 1892 Präses in Augsburg. Den Ort, wo er geboren wurde, gibt es nicht mehr. 36.000 Exemplare von der Zeitung, die er als Redakteur bearbeitet hat, wurden wöchentlich verkauft. Sieben Bände mit Theaterstücken hat er für die Gesellenvereine geschrieben. Adolph Kolping ist er persönlich begegnet. Viele, heute noch bestehende Kolpingsfamilien, wurden in seiner Zeit als Diözesanpräses gegründet. Wer mehr über „Pan“ erfahren will, dem sei der Artikel bei Wikipedia empfohlen.